Busreisende kommen entspannter an
Die Bildergalerien auf den Smartphones von Carola und Erik sind nun um mehrere Dutzend Fotos reicher. Die beiden Mittfünfziger haben in den vergangenen vier Tagen jede Menge erlebt – von der Stadtführung über den Blick hinter die Kulissen eines bekannten Opernhauses bis hin zum Zoobesuch. Dazwischen reihten sich weitere interessante Einblicke, Ausblicke, Shoppingfreuden, kulinarische Genüsse und viele gute Gespräche mit Mitreisenden und Einheimischen des Urlaubsortes. Wo das Paar genau war, ist eigentlich nebensächlich – letztendlich sind die beiden ein Paradebeispiel für Menschen, welche auf Reisen gerne viel erleben, aber ungern wochenlang mit detaillierter Organisation verbringen. „Planen“ müssen beide in ihren jeweiligen Berufen ohnehin schon genügend. Bei früheren Urlauben kümmerten sie sich noch um vieles selbst. Gerade das Organisieren im Vorfeld forderte jedoch immer mehr Zeit und Nerven – besonders in der Nach-Corona-Zeit, als der Besuch von Sehenswürdigkeiten und Events stärker denn je mit Terminreservierungen, komplexen Anmeldeprozessen & Co. verbunden war. Obwohl einiges inzwischen wieder einfacher geworden ist, haben Carola und Erik den großen Vorteil von Busreisen mit Gruppen entdeckt: Man weiß bei der Buchung, was man erleben wird, sitzt aber nicht auf Kohlen, ob etwas wegen eines übersehenen Details womöglich nicht so klappt wie geplant. Die Sisyphus-Arbeit übernimmt der Reiseveranstalter – man selbst erlebt quasi einen Tapetenwechsel, ohne den Aufwand des Tapezierens stemmen zu müssen. Zudem setzen viele Veranstalter Reisebegleiter ein, welche einschlägige Erfahrung in den Zielregionen haben. Diese „Insiderkenntnisse“ erlauben die Ausgestaltung von Programmen, bei denen die Besonderheiten vor Ort zum Vorteil der Reisenden genutzt werden – zum Beispiel durch besonders kurze Wege zwischen den Stationen. Wer gerne gut betreut wird, aber auch auf eigene Faust etwas unternehmen möchte, sollte bei Buchungen darauf achten, dass das Programm genügend Zeit zur freien Verfügung bzw. optional buchbare Programmpunkte vorsieht.
Das bereits erwähnte Covid19-Virus sorgte im Bereich Bustouristik – auch aufgrund offizieller Verbote – für einen deutlichen Einbruch. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2022 mit 37 Millionen immer noch deutlich weniger Menschen mit Reisebussen unterwegs als vor der Corona-Pandemie (2019: 77 Millionen Touristen). Branchenbeobachter gehen davon aus, dass sich der Wert mindestens wieder auf altem Niveau einpendeln wird. Inzwischen lässt sich mit Bussen wieder „sorglos“ verreisen – in organisatorischer, aber auch in gesundheitlicher Hinsicht: Viele Anbieter haben ihre Flotten in den „Zwangspausen“ modernisiert und z.B. mit Luftfiltern ausgestattet, welche noch stärker als vorher Viren & Co. in den Fokus nehmen. Und durch die teilweise monatelange Isolation und das Fehlen sozialer Kontakte erfreuen sich aktuell Angebote großer Beliebtheit, welche „Gemeinschaftserlebnisse“ ermöglichen. Das betrifft sowohl Konzertreisen für unterschiedliche Musikgeschmäcker als auch Touren, welche sich an sportlich Aktive oder spezielle Interessenszielgruppen richten.
Carola schlichtet ihr Handgepäck in das Fach über den Sitzen, Erik hat schon am Fenster Platz genommen. Vor ihnen liegt eine rund vierstündige Fahrt, bis sie der Reisebus plangemäß an ihrem Zustiegsort absetzen wird. Von dort sind es nur noch vier U-Bahnstationen bis zu den eigenen vier Wänden. Es ist der letzte Teil der Reise – und auch hier gilt wieder: Die Urlauber können sich auf das Sammeln von Impressionen konzentrieren oder einfach nur entspannen. Carola und Erik sind froh, sich nach einem ereignisreichen Tag in der eintretenden Dämmerung nicht ans Steuer eines Wagens klemmen zu müssen. Sie benötigen keine Konzentration für den Verkehr, sondern können auf der gesamten Heimfahrt die Gedanken schweifen und das Erlebte Revue passieren lassen. Die vielen Fotos auf den Smartphones dürften dabei sicher helfen…