Fort- und Weiterbildung schafft (nicht nur) neue Perspektiven
Wenn man dem Bundesministerium für Bildung und Forschung glauben möchte, gibt es einen seit rund drei Jahrzehnten langsamen, aber stetigen Aufwärtstrend: Immer mehr Menschen bilden sich weiter! 2020 gaben 60 Prozent der in einer Studie befragten 18- bis 64-Jährigen an, an dementsprechenden Maßnahmen teilzunehmen – ein Wert, welcher zehn Jahre zuvor noch bei 42 Prozent gelegen hatte, seitdem aber stetig anstieg. Diese Statistik legte das Thema relativ weit aus – zu den abgefragten Weiterbildungsaktivitäten gehörten Kurse oder Lehrgänge in der Arbeit und Freizeit ebenso wie Schulungen/Unterweisungen am Arbeitsplatz oder private Musikstunden oder Sporttrainingseinheiten – im Grunde also fast alles, was der Aneignung von Wissen oder Fähigkeiten dient.
Während die grundsätzliche Bereitschaft, “zu lernen” im letzten Jahrzehnt prinzipiell stieg, blieb über diesen Zeitraum ein Verhältnis relativ konstant: Rund 80 Prozent der absolvierten Weiterbildungen waren jeweils größtenteils beruflich motiviert, der Rest weitestgehend privat.
„Schuster, bleib… am Ball!”
In den wenigsten Branchen bzw. Berufen wird regelmäßig das Rad neu erfunden – die „Werkzeuge” und Bedingungen, mit bzw. unter denen das Rad zum Rollen gebracht wird, ändern sich jedoch schon. Moderne Planungs- und Steuertechnik hielt in vielen Bereichen Einzug und wird immer wieder aktualisiert, auch Gesetze und Konditionen unterliegen Änderungen. Die anfangs erwähnte Statistik zeigt: „Mehr Können / Wissen” steht bei vielen Menschen aus gutem Grund auf der Agenda – sie wollen bzw. müssen am Ball bleiben. Natürlich: Das gegenteilige Extrem wird es auch weiterhin in vielen Betrieben geben – jene Kollegen, welche sich partout nicht in neue Techniken oder Strukturen einarbeiten wollen, weil sie entweder alles schon (besser) können oder doch „nur noch XY Jahre” zum Ruhestand haben. Zugegebenermaßen: Nicht jede Neuerung, mit der man im Berufsalltag konfrontiert wird, mag objektiv „das Gelbe vom Ei” sein – die prinzipielle Unlust auf Weiterbildung eines Einzelnen kann jedoch im Team schlimmstenfalls die Motivation senken. Arbeitgeber sollten hier sinnvoll gegensteuern – Alter schützt bekanntermaßen vor Klugheit nicht.
Per Gesetz haben Arbeitnehmer keinen allgemeinen „Anspruch auf Weiterbildung” – dies ist ggf. individuell (tarif-)vertraglich geregelt. Wenn die Kosten für Maßnahmen von Arbeitgebern übernommen werden, kann dies hin und wieder auch mit der Bedingung verbunden sein, dass der Arbeitnehmer anschließend für eine gewisse Mindestdauer der Firma „treu bleiben” muss. Kein Unternehmen investiert gerne in „klügere” Mitarbeiter, wenn diese dann zeitnah zu einem Mitbewerber abwandern.
Weiterbildung mag Perspektiven auf einen „besseren Job” oder „bessere Bezahlung” schaffen – dies sind jedoch nicht die Hauptbeweggründe, um den eigenen Horizont zu erweitern. Den größten Nutzen von absolvierten Maßnahmen schätzten Befragte einer 2011 erstellten Studie folgendermaßen ein: 80 Prozent gaben an, dadurch „mehr Kompetenz / Sicherheit im Beruf” erlangt zu haben, 62 % attestierten sich „mehr Selbstbewusstsein” bzw. „mehr Zufriedenheit”. „Mehr Verantwortung / eine höhere Position” erhielten 45 % der Befragten als Folge ihrer erweiterten Fähigkeiten, „finanzielle Vorteile” gerade mal 34 %.