Teheran (dpa) – Im Iran sind erneut Tausende Menschen gegen die autoritäre Politik der Islamischen Republik auf die Straßen gegangen. In Dutzenden Städten gab es am Donnerstagabend Berichten zufolge Proteste, die teils gewaltsam niedergeschlagen wurden. Vielerorts war das Internet eingeschränkt. Es soll zudem erneut mehrere Tote gegeben haben. Augenzeugen in Teheran beschrieben die Straßenproteste in der Hauptstadt als zunehmend furchtloser. In den Provinzen spielten sich nach Schilderungen von Einwohnern «bürgerkriegsähnliche» Szenen ab.
Für Dienstag bis Donnerstag diese Woche hatten Aktivisten zu landesweiten Protesten und Streiks aufgerufen. Anlass war das Gedenken an den «blutigen November» von 2019, als der Sicherheitsapparat Proteste gewaltsam niederschlug. Mehrere Hundert Menschen sollen damals getötet worden sein.
Die jüngste Welle des Protests gegen die autoritäre Politik der Islamischen Republik war vom Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst worden. Sie starb am 16. September in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war.
Streit um Tod eines kleinen Jungen
Für Wut und Entsetzen sorgte auch der Tod eines kleinen Jungen in der südwestlichen Stadt Iseh diese Woche. Bei dem Vorfall waren auch mindestens neun weitere Menschen ums Leben gekommen. Der Staat sprach von einem «Terrorakt» unbekannter Angreifer. Einwohner und Familien der Opfer in der Stadt wiesen diese Darstellung deutlich zurück. Sie machten die Basidsch-Milizen und Revolutionsgarden dafür verantwortlich. Für die Beerdigung des Jungen am Freitag wurden wieder neue Proteste erwartet. Der bekannte und in Kanada ansässige Aktivist Hamed Esmaeilion rief für Samstag zudem zu internationalen Demonstration auf.
Unterdessen kündigte die bekannte iranische Schauspielerin Mahtab Keramati auf Instagram an, ihr Amt als Botschafterin des UN-Kinderhilfswerks Unicef niederzulegen. Die 52-Jährige war in den vergangenen Wochen in die Kritik geraten, nachdem sie sich wenig zu den Protesten im Iran geäußert hatte.