Regionales Einkaufen in Neumarkt und Umgebung
„Das kommt weg“, versprach Bundeskanzler Olaf Scholz vergangene Woche beim Arbeitgebertag in Berlin – er bezog sich dabei auf das Europäische Lieferkettengesetz. Dieses wurde bereits im Frühling 2024 auf EU-Ebene verabschiedet und soll eigentlich Menschenrechte in Produktionsstätten weltweit stärken. Zahlreiche deutsche Unternehmen befürchten jedoch durch die neuen Regeln Wettbewerbsnachteile sowie eine weitere Zunahme der Bürokratie. Deswegen versprach Scholz Nachbesserungen in diesem Bereich.
Prinzipiell sind die Fragen „Woher kommt mein Produkt?“ und “Unter welchen Bedingungen wird es hergestellt?“ durchaus von berechtigtem Interesse, in vielen Fällen jedoch nicht einfach zu beantworten. Das liegt unter anderem daran, dass gewisse Begriffe wie z.B. „Region“ nicht genau definiert oder gesetzlich geschützt sind. In der Werbung gern genutzte Hinweise, eine Ware stamme „Aus der Region“ oder „von regionalen Erzeugern“ verraten in dieser Form nicht wirklich etwas über die Herkunft und damit verbundene Lieferwege. Auch ein tatsächlich im Nachbardorf hergestelltes Produkt kann zudem Komponenten enthalten, welche schon das ein oder andere Weltmeer überquert haben. Nach und nach versuchen jedoch gerade Händler im Lebensmittelbereich, mehr Transparenz für interessierte Verbraucher zu bieten. Für einige Nahrungsmittel sind mehr oder weniger detaillierte Herkunftsangaben auch gesetzlich vorgeschrieben. Bei verpacktem Fleisch muss das Etikett Informationen über die Länder bieten, in welchen die Tiere aufgezogen und geschlachtet wurden. Seit letztem Februar ist eine Herkunftsangabe auch für diverse unverpackte Fleischsorten (z.B. an Frischetheken in Supermärkten) Pflicht. Bei verpackten Eiern aus dem EU-Raum muss ein Stempelcode auf der Schale darüber Auskunft geben, in welchem Land das Ei gelegt wurde. Die erste Ziffer des Codes verrät die Haltungsart – „1“ steht z.B. für Freilandhaltung, „3“ für Käfighaltung. Beim Honig muss ein Aufdruck am Glas darüber informieren, ob das Produkt aus EU-Ländern oder aus Nicht-EU-Ländern stammt oder eine Mischung aus beidem ist – zugegebenermaßen keine besonders aussagekräftige „Etikettierung“, die in Zukunft überarbeitet werden soll.
Im Lauf der Jahre haben sich diverse Initiativen gebildet, welche Produkte von Erzeugern aus einer bestimmten Region vermarkten – diese Gebiete sind dann durchaus klar definiert. Allerdings erfordert es auch hier teilweise Recherche seitens der Verbraucher, wenn sie genau wissen möchten, wo und unter welchen Konditionen produziert wird. Dass Produkte wie Avocados oder Kaffee vermutlich nicht von Plantagen in der Oberpfalz stammen, sollte indes der gesunde Menschenverstand verraten – dasselbe gilt z.B. für Erdbeeren in den Wintermonaten. Wer Wert auf kurze Lieferwege legt, sollte auch immer im Hinterkopf behalten, was zu welcher Jahreszeit in der eigenen „Region“ wächst.