Der Wachmacher und seine Geschichte
Hätte man ihn nach seinem Entdecker benannt, müsste Kaffee eigentlich Kaldi heißen. Zumindest einer Legende nach war es ein Ziegenhirte dieses Namens im heutigen Äthiopien, der im 10. Jahrhundert bemerkte, dass seine Tiere die Beeren eines ihm unbekannten Busches fraßen – und daraufhin äußerst angeregt herumtollten. Kaldi probierte später selbst von dieser Pflanze und spürte ebenso eine belebende Wirkung. Der erste Kaffee der Welt wurde also nicht getrunken, sondern gegessen – und das blieb eine Zeitlang so: Die Beeren und Blätter des Kaffeestrauchs wurden zerkaut, teilweise wie ein Tee mit heißem Wasser aufgebrüht oder in gemahlener Form mit Speisen vermischt. Die Wissenschaft geht davon aus, dass erst im 12. Jahrhundert die Bohnen gemahlen und geröstet wurden – nach und nach entstand die heutige Verzehrform des wachmachenden Heißgetränks.
Auf vielen Wegen trat der Kaffee seinen Siegeszug rund um die Welt an – manchmal im Sortiment von Händlern, hin und wieder auch im Proviant von Soldaten. 1683 wollten osmanische Armeen Wien erobern, mussten sich jedoch geschlagen zurückziehen. Auf der Flucht sollen sie einige Säcke mit Kaffee zurückgelassen haben, wodurch die Wiener Kaffeehäuser entstanden. Ab dem 17. Jahrhundert erfreute sich das Getränk aus der Bohne auch in Deutschland großer Beliebtheit. Johann Sebastian Bach widmete ihm sogar eine Kaffeekantate, welche auf Basis einer damals bekannten Dichtung entstand und berichtet, dass der „Coffee“ lieblicher als tausend Küsse schmecke…
Alles andere als lieblich sind die Bedingungen des Kaffeeanbaus – in der Historie sind diese oft mit Sklaverei verbunden. Da die Sträucher tropische Temperaturen und gewisse Höhenlagen erfordern, ist eine Automatisierung der Produktion äußerst schwierig. Das Züchten und Ernten der Beeren erfordert den Einsatz zahlreicher Hände – ein Knochenjob, der oftmals nicht adäquat vergütet wird. Erst im Rahmen des Fairtrade-Handels, welcher in den 1940er Jahren aufkam, wurden die Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern mehr in den Fokus gerückt. Auch am Internationalen Tag des Kaffees, welcher alljährlich am 1. Oktober gefeiert wird, ist der lange Weg „von der Plantage in die Tasse“ ein wichtiges Thema. Heute wird Kaffee in rund 50 Ländern der Erde angebaut – wobei es streng genommen nur zwei botanische Bohnenarten gibt: Die aus Äthiopien stammende Arabica und die koffeinhaltigere Robusta, welche in Belgisch-Kongo entdeckt wurde und auch in geringeren Höhen wächst. Durch unterschiedliche Röstungen und Mischungen entsteht eine Vielzahl von „Sorten“ und Geschmacksrichtungen. Brasilien gilt als größter Kaffeeproduzent der Welt, die Finnen sind Statistiken zufolge die eifrigsten Konsumenten.