Regionales Einkaufen für die Festtage
2016 zeigte eine Trendstudie im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Regionalität ist das wichtigste Entscheidungsmerkmal beim Lebensmittelkauf und rangierte sogar vor dem Preis. Seitdem wurde die Welt jedoch u.a. von einem Virus heimgesucht und Preise schossen in vielen Bereichen massiv in die Höhe. Das hat in manchen Köpfen die Prioritäten durchaus verändert. Wer weiterhin auf Regionalität Wert legt, steht jedoch vor ähnlichen Problemen wie schon 2016: Welche Wege ein Produkt hinter sich hat, bevor es auf dem Teller landet, ist für den Verbraucher oft nicht ersichtlich und nur schwer nachprüfbar. Das liegt unter anderem daran, dass die Begriffe „Region” und „Regional” per se nicht gesetzlich definiert und geschützt sind. So werden sie in der Werbung oft eingesetzt, um eine Produktion in oder nahe der Heimat der Verbraucher zu suggerieren – nicht immer zurecht!
Wer beim Lebensmittelkauf auf kurze Strecken achten möchte, muss oft tiefergehend recherchieren. Besonders in den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es auf dem Markt einen gewissen „Wildwuchs” an Zertifikaten und Siegeln auf Produkten – manche von ihnen sorgen tatsächlich für eine höhere Transparenz, andere sind nüchtern betrachtet eher als „Augenwischerei” zu betrachten. Laut den Deutschen Verbrauchenzentralen ist oft nicht „drin, was draufsteht”, was teilweise auch zu Abmahnungen der Hersteller führt.
Zwar gibt es in diversen Branchen (z.B. Eierproduktion) EU-weite Gesetze zur Kennzeichnung der Herkunft, in vielen anderen Bereichen herrscht jedoch Freiwilligkeit. Unter den zahreichen Angaben, welche Produzenten auf ihren Waren machen können, erlaubt das 2014 eingeführte „Regionalfenster” eine gewisse Aufklärung der Kunden: Hier muss die Herkunft der Rohstoffe eindeutig und nachprüfbar angegeben werden, beispielsweise muss der Landkreis, das Bundesland oder ein Radius in Kilometern benannt werden. Gerade bei Fleisch- und Wurstwaren werden hier oft mehrere Bundesländer als Ursprungsregionen angegeben. Eine weitere Spalte im „Regionalfenster” nennt den Ort der Verarbeitung (z.B. mit Postleitzahl) sowie die Information, wieviel Prozent regionale Rohstoffe das Gesamtprodukt beinhaltet.
Wer beim Einkauf für die kommenden Festtage auf “Regionalität” Wert legen möchte, darf in vielen Bereichen nicht mit Tiefpreisen rechnen. Ein Beispiel: Rund 84 Prozent des in Deutschland verkauften Gänsefleisches stammen aus dem Ausland. Da in manchen Ländern noch das nicht-tiergerechte Stopfmästen und Lebendrupfen erlaubt sind, können dort Weihnachtsgänse zu niedrigeren Preisen erzeugt werden als bei deutschen Anbietern, wo diese Methoden verboten sind.