Ästhetische Gestaltung trifft individuellen Geschmack
„Mocha Mousse“ klingt ein bisschen nach einer Figur aus einer spanischen Zeichentrickserie, tatsächlich verbirgt sich jedoch dahinter eine der Trendfarben, welche diverse Mode- und Einrichtungsmagazine für das Jahr 2025 eruiert haben wollen. Sowohl Textilien als auch Möbel und Accessoires, welche farblich an kakaohaltige Desserts erinnern, sollen heuer der Renner werden – ebenso wie Elemente in den Farbtönen Burgundy (eine Art Weinrot) und Mondscheingrau. In den Küchen geht ein Trend hin zu dunklen Fronten, zudem wird Wert auf Multifunktionalität gelegt – besonders wenn Kochinsel & Co. häufiger als Home-Office dienen müssen. Das Wort „Trend“ ist jedoch prinzipiell mit Vorsicht zu genießen: Im Grunde handelt es sich eher um (Farb)prognosen, welche von Stilbeobachtern aus tatsächlichen gesellschaftlichen und ästhetischen Strömungen abgeleitet werden. Diverse Hersteller orientieren sich daran und bieten passende Produkte. Inwiefern diese dann wirklich Einzug in die privaten Räume der Bundesbürger halten, steht auf anderen Papieren. Soll heißen: Manche „Trends“ existieren mehr oder weniger nur in Katalogen und Fashion-Blogs, andere haben ihren Namen durchaus verdient.
Unbestritten ist: Nirgendwo wird persönlicher Stil so stark ausgelebt wie im eigenen Zuhause. Bei Kleidung mag in manchen Köpfen noch der „Dresscode“ des öffentlichen Raums die Wahl beeinflussen, daheim hat der eigene ästhetische Geschmack meist die Oberhand. Hier gilt durchaus der Spruch „Zeige mir, wie du wohnst, und ich sage Dir, wer Du bist“. Natürlich gibt es begrenzende Faktoren wie z.B. der vorhandene Platz oder das Volumen des Geldbeutels. Doch spätestens ab dem Moment, in dem ein Mensch eigenen Geschmack kommunizieren kann, werden Räume auch passend gestaltet: Beim Grundschüler hält womöglich der Vorhang mit Motiven der Lieblingsserie Einzug, in der ersten Studentenbude repräsentieren oft Accessoires den eigenen Stil. Später im Leben ist es beim Umzug in Senioreneinrichtungen nicht immer möglich, den kompletten Hausrat zu behalten – dennoch werden oft Elemente mitgenommen, die für den jeweiligen Menschen (und seine Erinnerungen) stehen.
Natürlich verändert sich der persönliche Stil im Laufe eines Lebens – der Jugendliche findet oft die Motivtapete peinlich, welche er als Kind toll fand. Ab einem gewissen Alter festigt sich bei den meisten jedoch eine geschmackliche Identität, die sich dann durchs Erwachsenenleben zieht. Dabei ist nicht auszuschließen, dass aktuelle „Trends” in den eigenen (Wohn)stil einfließen können – dass sie ihn komplett umkrempeln, dürfte jedoch eher Ausnahme als Regel sein. Der gefestigte Geschmack sorgt dann auch dafür, dass man beim Betrachten von Einrichtungsvorschlägen in Mocha Mousse oder Burgundy schnell zum Schluss kommt: „Könnte ich mal probieren“ oder „Gar nicht mein Stil“.
Übrigens: Beim Begriff „Stilvoll“ verdient auch der zweite Wortteil Beachtung. Bei Wohnungseinrichtungen gibt es massive Unterschiede, wie „voll“ diese einen Raum wirken lassen. Der Minimalist fühlt sich mit freien Flächen und wenigen stilistischen Akzenten wohl, welche umso mehr wirken. Andere Zeitgenossen finden sich erst in den eigenen vier Wänden wieder, wenn Regalböden, Fensterbänke & Co. unter „persönlichen“ Gegenständen nur noch erahnbar sind. Wer von beiden Einrichtungstypen beim alljährlichen Frühjahrsputz länger braucht, dürfte auf der Hand liegen…