Der IHK-Ausschuss International diskutierte, wie Unternehmen ihr Auslandsgeschäft krisenfest aufstellen können.
Das internationale Geschäft steht vor großen Herausforderungen. „Die Unternehmen müssen sich von Abhängigkeiten lösen und zusätzliche Märkte erschließen, um ihr Auslandsgeschäft krisenfest aufzustellen”, sagte Thomas Hanauer, Vorsitzender des Ausschusses International der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim. Wie Diversifizierung und Resilienz entlang der Lieferkette gelingen können, beleuchtete der IHK-Ausschuss in seiner jüngsten Sitzung.
Laut dem jüngsten Konjunkturbericht der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim sieht die exportorientierte ostbayerische Wirtschaft eine leichte Aufhellung am zuletzt düsteren Horizont: Die Exporterwartungen für 2023 kletterten aus dem tief negativen Bereich. 21 Prozent der Betriebe rechnen mit mehr Auslandsumsätzen, fast ebenso viele befürchten jedoch eine Eintrübung. Am deutlichsten zurückgegangen ist das Auftragsvolumen aus Ost- und Südosteuropa, Russland und der Türkei. Im Handel mit China büßten 40 Prozent der Exportbetriebe Geschäftsvolumen ein.
Vietnam: Kleines China, großes Potenzial?
Viele Unternehmen richten ihr Augenmerk nun auf Vietnam. Welche Potenziale das „kleine China“ bietet, erläuterten Björn Koslowski und Van Hanh Le von der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Vietnam (AHK Vietnam). Laut dem stellvertretenden AHK-Geschäftsführer Koslowski punkte Vietnam mit qualifizierten Arbeitskräften.
Als weitere Pull-Faktoren für ein geschäftliches Engagement in Vietnam nennt er die stabile politische Lage, die niedrige Körperschaftssteuer von nur 20 Prozent sowie die strategische günstige Lage am Meer in direkter Nachbarschaft zu China. Marktchancen sehen Koslowski und Van Hanh Le besonders für die Möbel- und Metallwarenindustrie sowie im Energiebereich, da der vietnamesische Staat stark in erneuerbare Energien investieren möchte.
Mehr Freihandel mit neuen Partnern vonnöten
Die deutschen Handelsbeziehungen mit China beleuchtete Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Der Experte hält mehr Diversifizierung im deutschen Handel mit China für dringend nötig. Dazu sei eine progressive EU-Handelspolitik zentral. Aktuell verhandle die EU unter anderem mit Indien und Indonesien, was sich aber bislang als schwierig erweist. Die geopolitische Lage erfordert laut Matthes jedoch schnellere Fortschritte: „Die EU muss bei ihren Anforderungen auch zu Kompromissen bereit sein, um neue Märkte für die Unternehmen öffnen zu können.“
Chancen vor der Haustüre
Um Lieferketten sicher und nachhaltig zu gestalten, bieten gerade die europäischen Märkte Chancen. Die Visegrád-Länder Polen, Tschechien, Ungarn und Slowakei gehören zu den dynamischsten Wachstumsregionen in Europa und sind zusammengenommen Deutschlands wichtigster Handelspartner – noch vor China.
Ilona Balogh von der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK) in Budapest informierte die Mitglieder des IHK-Ausschusses über Potenzialbranchen und Standortvorteile. Ungarn überzeuge mit einem dichten Netz an Lieferanten und einer dynamisch wachsenden E-Mobility- und Batterienlandschaft. Laut einer Befragung der DUIHK würden 88 Prozent der in Ungarn engagierten deutschen Unternehmen wieder in dem Land investieren – die Zahlen sprechen für sich.