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Montag, 7 Oktober 2024
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Ärzte warnen vor Gefährdung von Kindern

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Berlin/Magdeburg (dpa) – Angesichts der Notlage in der Kindermedizin wegen einer Welle an Atemwegsinfekten warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte vor gravierenden Risiken. «Es ist tatsächlich so, dass im Moment die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und auch das Leben ordentlich gefährdet sind», sagte Verbandssprecher Jakob Maske am Montag im Deutschlandfunk. Um Infektionen einzudämmen, riefen Gesundheitspolitiker dazu auf, aus Solidarität bei Bedarf auch Maske zu tragen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollten über den weiteren Kurs bei Corona-Vorgaben wie der Maskenpflicht in Bussen und Bahnen sowie der Isolationspflicht für Infizierte beraten.

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann sagte der «Welt» (Montag) zur Infektionswelle bei Kindern: «Akut können wir das machen, was wir während der Pandemie gut eingeübt haben: Infektionen vermeiden und Infektionsketten unterbrechen.» Dazu brauche es keine staatlichen Verordnungen. «Maske tragen, Hände waschen, bei Infektionen zu Hause bleiben.» Um Kinderärzte zu entlasten, sollte man auch auf unnötige Vorgaben wie «Gesundschreibungen» von Kindern verzichten, die viele Kitas einfordern. SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt sagte der Zeitung, auch hier schützten Basis-Hygienemaßnahmen. «Alle sollten jetzt besonders mit den Kindern solidarisch sein.»

Enorme Welle an Infektionen

Viele Kinderpraxen und Kinderstationen sind aktuell extrem überfüllt. Experten berichten von einer enormen Welle an Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), das für Babys gefährlich sein kann. Verbandssprecher Maske sagte, die grundsätzliche Krise des Systems sei durch Corona kaschiert worden. Das sei nun aber vorbei. «Wir haben jetzt einen ganz normalen Anstieg, wie wir ihn jeden Winter sehen von Infektkrankheiten – und die Systeme brechen zusammen.» Schwerstkranke Kinder müssten beispielsweise über hunderte Kilometer aus Berlin verlegt werden, weil es keine Betten gebe.

Maske übte scharfe Kritik an der Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre, auch unter Minister Karl Lauterbach (SPD). Das System werde seit Jahren «gegen die Wand gefahren». Bei Kinder- und Jugendärzten sei extra stark gespart worden. Es seien viele Betten abgebaut worden, weil sich Kinder- und Jugendmedizin nicht lohne.

Lauterbach hat bereits rasche Hilfsmaßnahmen angekündigt. So sollen Pflegekräfte aus Erwachsenen- in Kinderstationen verlegt werden. Die Krankenkassen sollen Vorgaben zur Personalbesetzung vorerst nicht prüfen und Sanktionen aussetzen. Zudem appellierte er an Eltern und Kinderärzte, nicht direkt nötige Vorsorgeuntersuchungen zu schieben. Eine Personalverlegung in Kinderstationen hilft laut Maske «überhaupt» nicht. Ein Erwachsenen-Pfleger könne kein Frühgeborenes mit 600 Gramm Körpergewicht pflegen.

20 Jahre zu wenig getan

Lauterbach schrieb am Montag bei Twitter: «Die Kinderärzte sind genauso besorgt wie ich.» Er stimme zu, dass 20 Jahre lang zu wenig für sie getan worden sei. «Aber wir arbeiten schon seit Monaten an einer Entlastung der Kinderkliniken.» Sie solle ab dem 1. Januar 2023 gelten. Der Bundestag hatte am Freitag ein erstes Gesetzespaket zu Krankenhäusern beschlossen. Für Kinderkliniken soll es demnach 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich geben. An diesem Dienstag will Lauterbach weitergehende Reformvorschläge vorstellen, um Krankenhäuser insgesamt stärker von finanziellem Druck zu lösen.

Grünen-Chefin Ricarda Lang sagte, die Ampel-Koalition habe bereits Sofortmaßnahmen ergriffen, um den Kliniken zu helfen, etwa bei den hohen Energiekosten. Zugleich betonte sie: «Es reicht nicht, immer wieder ein Pflaster aufzukleben». Notwendig sei nun eine echte Reform der Strukturen. Dazu gehöre, dass der tatsächliche Bedarf an Betten und Personal bei der Finanzierung der Kliniken die wesentliche Rolle spiele, nicht die Frage, was den größtmöglichen Profit verspreche.

In der Debatte um weiter nötige Corona-Schutzvorgaben sprach sich Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha dafür aus, die Maskenpflicht im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vorerst beizubehalten. «Wir wollen diese Maskenpflicht weiterführen», sagte der Grünen-Politiker im SWR. Unter den Verkehrsministern der Länder hatte es zuletzt keine einheitliche Linie gegeben. Für Fernzüge ist die Maskenpflicht bundesweit bis 7. April 2023 gesetzlich festgelegt.

Einen Flickenteppich gibt es beim Umgang mit Corona-Infizierten. Mittlerweile haben fünf der 16 Länder – Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Hessen und Rheinland-Pfalz – die empfohlene Isolationspflicht von mindestens fünf Tagen aufgehoben.

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