Die kommenden Spiele haben ihren Regisseur
Bis 2029 vergehen noch einige Jahre – die Vergangenheit hat aber gezeigt: Ein Projekt mit rund 500 Mitwirkenden braucht einiges an Vorlaufzeit für die Organisation. Dementsprechend frühzeitig haben die Verantwortlichen der Neumarkter Passionsspiele für die nächste geplante Auflage nun ihren Regisseur verpflichtet: Michael Ritz hatte bereits die Aufführungen im Jahr 2019 inszeniert – die Zusammenarbeit zwischen ihm, dem Darstellerensemble und den Organisatoren war für alle Seiten so positiv, dass nun eine „Zugabe“ erfolgt. Dennoch sollen die Passionsspiele 2029 keine „aufgewärmte“ Fassung des vergangenen Schauspiels werden – dafür sorgt nicht nur der prinzipielle Anspruch vieler Kreativer, sich nicht zu wiederholen, sondern auch die Tatsache, dass zahlreiche Rollen neu besetzt werden. Auch Thomas Fries, welcher bei zwei Passionsspielen den Jesus gab, möchte die Hauptrolle einem jüngeren Darsteller überlassen.
„Obwohl religiöse Themen in manchen Teilen der Bevölkerung aktuell nicht groß im Fokus stehen, bin ich optimistisch, dass wir bei den Passionsspielen 2029 wieder regen Zuspruch haben werden“, betont Stephan Spieß, erster Vorsitzender der Kolpingsfamilie Neumarkt. Die frühzeitige Planung erlaube, dass möglichst viele organisatorische Stolpersteine, die bei solchen Projekten stets auftauchen, systematisch aus dem Weg geräumt werden könnten. Ein wichtiger Aspekt – neben Besetzung und Inszenierung – sei auch das Marketing. Gerade in diesem schnelllebigen Bereich können sich bis 2029 jedoch noch einige Trends ergeben, welche jetzt noch nicht absehbar sind. Mit Wolfgang Wittmann hat die für die Passionsspiele zuständige gemeinnützige GmbH einen Geschäftsführer, welcher seine Passion für die Passion bereits bewies: Er selbst wirkte bei den vergangenen drei Auflagen mit und 2019 standen seine Gattin und alle fünf Kinder ebenfalls auf der Bühne der kleinen Jurahalle.
Historie
Die Neumarkter Passionsspiele zeigen die letzten 5 Tage im Leben Christi, ihre Wurzeln liegen im 17. Jahrhundert. Bis 1793 fanden Aufführungen im 10-Jahres-Rhythmus statt, unter der Federführung der Corpus-Christi-Bruderschaft. In einigen Teilen Bayerns will die kirchliche Obrigkeit jedoch bei Passionsspielen beobachtet haben, dass die Freude an Spiel und Spektakel die eigentliche Botschaft des frommen Glaubens verdrängte. Dies führte schließlich zu einem (auch von weltlicher Seite unterstützten) Verbot von kirchlichen Schauspielen – fortan sollten Passionspredigten das Theatererlebnis ersetzen. In Neumarkt erlebte die Spieltradition 1901 durch Mitglieder des katholischen Gesellenvereins (quasi ein Vorgänger der heutigen Kolpingsfamilie) eine Renaissance, zunächst mit der Aufführung einzelner Szenen. Der Neumarkter German Mayr verfasste nach dem ersten Weltkrieg einen neuen Text für die Passionsspiele – sein Werk wurde im Laufe der Jahre mehrmals überarbeitet und um aktuelle theologische und historische Erkenntnisse ergänzt.