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Donnerstag, 17 April 2025
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Irgendwie schon arg menschlich

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Gluck-Gymnasiasten nahmen beim RoboCup teil

Zum vierten Mal stürzt der Spieler ohne erkennbaren Grund auf den Rasen und rappelt sich gleich wieder auf. Er ist weit davon entfernt, den nur wenige Zentimeter entfernten Ball zu treffen. In einem richtigen Stadion würde es jetzt schon Pfiffe und „Simulant“-Schreie von den Rängen regnen. Allerdings findet dieses „Fußballspiel“ in der Frankenhalle des Nürnberger Messezentrums statt – und anstelle von Menschen aus Fleisch und Blut kicken hier Roboter auf dem Kunstrasen.

Fußballspielen war nur eine der Disziplinen beim „RoboCup German Open“, einem Wettbewerb für Robotik-Tüftler, der vergangene Woche parallel zur Freizeit-Messe stattfand. In anderen Kategorien mussten die Robotermodelle z.B. Waren in ein Regal einräumen oder Gegenstände aufnehmen und zwischen zwei Punkten transportieren. Faszinierend für die Zuschauer war unter anderem, dass der Fortschritt zwar komplexe Vorgänge erlaubt, jedoch schon minimale Abweichungen selbstdenkende Technik aus der Bahn werfen können. Wenn zum Beispiel eine Hand einen Gegenstand nicht optimal erwischt, würde ein Mensch einfach „umgreifen“. Bei einigen Robotermodellen führte das hingegen zu Sicherheitsabschaltungen und Disqualifizierungen im Wettbewerb – höchst ärgerlich für die Entwickler. Die technikbegeisterten Teilnehmer stammten vor allem von Universitäten und Schulen – größtenteils aus Deutschland, jedoch auch aus Ländern wie China, dem Iran und Indien.

Auch das Robotik-Team des Neumarkter Willibald-Gluck-Gymnasiums hatte sich für diesen viertägigen Wettbewerb qualifiziert und nahm in der sogenannten „Rescue-Liga“ teil. Hierfür entwickelten die Schülerinnen und Schüler Modelle, welche auf Teststrecken Hindernisse überwinden müssen – dabei werden sie über einen menschlichen Piloten via Kamera gesteuert, müssen jedoch u.a. auch autonom Warnsymbole erkennen können. In der echten Welt kommt derartige Technik z.B. nach Erdbeben zum Einsatz, wenn die Suche nach Vermissten für menschliche Rettungskräfte zu gefährlich wäre.

Während die Robotormodelle mancher Studenten-Teams an die hunderttausend Euro kosten können, bewegen sich die Investitionen für Schüler eher im niedrigen vierstelligen Bereich. Verwendet werden Bauteile aus dem 3D-Drucker und handelsübliche Komponenten wie Servo-Motoren & Co. Gerade das Trial-and-Error-Prinzip bringt mit sich, dass hin und wieder auch etwas kaputtgeht. Zwar gibt es Finanzmittel von der Schule, doch würden sich die Tüftler sehr über Sponsoring aus der Wirtschaft freuen. Schließlich entwickeln sie nicht nur ihre Roboter, sondern auch sich selbst weiter. „Wir haben zwei relativ große Teams und da ist Zusammenarbeit wichtig“, erklärt Lehrer Tobias Wagner, welcher seit 3 Jahren die Robotik-Angebote am WGG betreut. „Die Schülerinnen und Schüler steigern nicht nur Teamfähigkeit, sondern lernen auch, mit Rückschlägen umzugehen. Und natürlich sind Mathe- und Physikkenntnisse gefragt – da merken viele, warum sie Sinus und Cosinus gelernt haben.“ Die WGG-Tüftler erreichten in Nürnberg Platz 4 in ihrer Liga und Platz 1 bei der Team-Challenge. Auch bei der Weltmeisterschaft 2024 im niederländischen Eindhoven konnten sie zusammen mit Thailand und China letzteren Titel erringen – damals hatten sie aufgrund eines Kameradefektes zurückgelegen, sich dann aber wieder nach vorne gekämpft. Nicht aufgeben – diesen „Code“ scheint auch der kleine Fußballroboter verinnerlicht zu haben, der sich mittlerweile zum 9. Mal aufrappelt und den Ball anvisiert. Diese Situation erinnert etwas an Sportunterricht in der Grundschule: Manche auf dem Feld haben sichtliche Koordinationsprobleme, andere treffen das Leder mühelos. Das ist irgendwie schon arg menschlich…

Der Neumarkt TV-Videobeitrag „RoboCup German Open 2025 in Nürnberg“
Mehr unter: www.neumarkt-tv.de

Foto: Ulrich Badura

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