Über die Bedeutung von Totholz als Lebensraum
Beim Begriff Totholz dürften die meisten an abgestorbene Baumteile denken – und damit liegen sie prinzipiell richtig. Die Experten unterscheiden hier jedoch – in horizontales Totholz, welches irgendwo “wild” auf dem Boden herumliegt oder zu Haufen und Wällen aufgeschichtet werden kann, und in senkrecht stehendes Totholz – darunter zählen etwa stehengebliebene Baumstumpfe oder tote Bäume als Ganzes. Da senkrechtes Totholz eine vielfältigere Zusammensetzung von Standorteigenschaften (unterschiedliche Sonneneinstrahlungs- und Feuchtegrade, unterschiedliche Temperaturen, usw.) aufweist, ist dieses in ökologischer Hinsicht wertvoller zu bewerten als liegendes Totholz.
Dem Totholz kommt eine besondere Bedeutung beim Artenschutz zu: Unsere Wälder, öffentliche Grünflächen, Parks und Gärten sind immer aufgeräumter, für Totholz gibt es keinen Platz mehr. Ästhetische Gründe sowie Sicherheitsaspekte sprechen dagegen – dabei steckt auch in abgestorbenem Holz jede Menge Leben! Viele Tiere und Pflanzen, die auf der Roten Liste stehen, sind auf Totholz angewiesen. Neben niederen Pflanzenarten und Pilzen finden vor allem die unterschiedlichsten Insekten Unterschlupf, darunter Ameisen, Schmetterlinge, Wildbienen, Spinnen und Käfer. Die Lebewesen innerhalb dieses speziellen Lebensraumes arbeiten eng zusammen. Während Käfer und Co. bei der Verbreitung von Pilz- und anderen Sporen helfen, bieten Pilze und Pflanzen wiederum zusätzliches Nahrungs- und Unterschlupfangebot für die Insekten. Und wo sich Insekten tummeln, sind auch deren Feinde nicht weit: Vögel, Amphibien, Reptilien, etc. profitieren von dem reich gedeckten Totholz-Tisch und nutzen das Holz selbst als Rückzugsort und Lebensraum.
Man sollte sich also gut überlegen, ob z.B. ein alter Baum komplett gefällt werden sollte oder ob man nicht zumindest einige Meter davon stehen lassen kann, sofern die Verkehrssicherungspflicht es zulässt.
Im Garten lässt sich gut mit Totholz arbeiten: Beim Hecken- und Gehölzschnitt fällt immer wieder holziges Material an. Anstatt es zu entfernen, kann es in einer ruhigen Ecke zu einem Haufen aufgeschichtet werden oder man gestaltet Wälle, welche zugleich als Strukturgeber im Garten dienen können.