Gedanken zum anstehenden Weihnachtsfest
Gibt es eigentlich so etwas wie „schlechte“ Geschenke? Wenn man dem alten Spruch „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ glaubt, eher nicht. Prinzipiell zeigt doch jedes Präsent, dass jemand an den Beschenkten gedacht hat. Und das ist erst mal positiv zu sehen. Natürlich: Es gibt Geschenke, die durchaus (innerliches) Stirnrunzeln hervorrufen können. Zum Beispiel wenn ein Zeitgenosse mit Höhenangst einen Gutschein für einen Fallschirmsprung erhält. Oder ein Mensch mit Vorliebe für minimalistische Wohnungseinrichtung einen verspielt-verschnörkelten Dekogegenstand, welchem er insgeheim Staubfängerqualitäten attestieren würde. Bei solchen Präsenten kann dann schon mal die leise Frage auftauchen: Wie gut kennt mich der Schenkende eigentlich?
Hand aufs Herz, die Krux beim Thema „Geschenke“ ist doch: In unserer Konsumgesellschaft haben viele Menschen schon vieles. Mancher hat fast alles – und die wenigen Wünsche, die er noch hegt, sind womöglich gar nicht als Geschenk „erfüllbar“. Gleichzeitig vertrete ich persönlich aber die Meinung: Es sollte gerade im Kreis der regelmäßig Beschenkten (Familie, enge Freunde, etc.) auch absolut in Ordnung sein, offen nach Wünschen zu fragen. Das ist in meinen Augen keine Bankrotterklärung der eigenen Kreativität, sondern sinnvoll und zielführend. So gibt es z.B. Zeitgenossen, die zwar mit gewissen Dingen liebäugeln, diese würden sie sich jedoch niemals selbst kaufen. Offen kommunizierte Wünsche von dieser „Nice-to-Have“-Liste können als Geschenke hingegen wirklich erfreuen – auch wenn der Überraschungsfaktor fehlen mag.
In manchen Augen gelten Gutscheine als unkreative und unpersönliche Präsente – dabei erlauben sie dem Beschenkten oft eine detaillierte Auswahl nach seinen Vorlieben. Natürlich: Die Richtung sollte passen – der Blumenfreund freut sich z.B. über einen Gärtnereigutschein, der Festivalfan über ein Guthaben beim örtlichen Ticketshop.
Trotz aller Sprüche über Gratis-Gäule bin ich zum Schluss gekommen: Bevor man sich etwas schenkt, was man sich „hätte schenken können“, fragt man doch lieber ganz ungezwungen nach persönlichen Wünschen oder beschert etwas, was dem Beschenkten die finale Auswahl erlaubt. Es gibt zwar Situationen, wo das nicht möglich oder angebracht ist – diese dürften jedoch eher Ausnahme als Regel sein. Und gleichzeitig darf man nicht aus den Augen lassen: Die Frage „Was könnte ich XY schenken?“ mag einen zwar gerade in der Vorweihnachtszeit innerlich beschäftigen, ist jedoch bei Betrachtung des Weltgeschehens ehrlicherweise zu den „Luxusproblemen“ zu zählen.