Der Tod achtet nicht auf die Work-Life-Balance
Gestorben wird immer. Das macht den Tod an sich zu einer zeitlosen Angelegenheit. Die Art und Weise, wie Menschen mit dem Thema umgehen, unterliegt aber sehr wohl dem Wandel der Zeit. Auch aktuell. „Gerade seit Corona ist der Abschied von Menschen immer seltener eine Sache großer Gesellschaften“, erklärt der Neumarkter Bestattungsunternehmer Lorenz Häusler. „Angehörige treffen sich häufiger in kleinem Rahmen zu Zeremonien und setzen teilweise erst nach der Bestattung Todesanzeigen in die Medien – selbst wenn es sich beim Verstorbenen um einen im Ort sehr bekannten Menschen handelte.“
Bereits seit der Gründung seiner Firma 1991 konnte Häusler Entwicklungen in der Bestattungskultur beobachten. In diesen Tagen begeht er das 33-jährige Jubiläum. Neben dem Hauptsitz im Stadtteil Holzheim gehören mittlerweile Filialen in Altdorf, Allersberg und Feucht zum Unternehmen. Und schon jetzt steht fest: All das bleibt in der Familie. Lorenz Häuslers älterer Sohn Lorenz (junior) wird in die Fußstapfen des Vaters treten, auch der mit Abstand geborene 13-jährige Leonard interessiert sich für das Bestattungswesen.
Jeder Mensch trauert anders. Mancher benötigt nach einem Verlust mehr Beistand, mancher weniger. Ein guter Bestattungsunternehmer fühlt instinktiv, wer welche Art von Begleitung braucht. „Dass ich teilweise Wochen nach einer Trauerfeier noch Dankesworte von Angehörigen für den guten Beistand erhalte, ist eine große Motivation für mich“, betont Häusler. Zu den aktuellen Herausforderungen der Branche gehören die Entwicklungen in Kultur und Gesellschaft. So machen Feuerbestattungen deutschlandweit inzwischen 80 Prozent aus. „Dennoch müssen wir aktuell alle Strukturen aufrechterhalten, um auch weiterhin Erdbestattungen anbieten zu können“, so Häusler. Durch die stärkere Durchmischung der Glaubensrichtungen wird es noch zu weiteren Veränderungen kommen – zuletzt wurde z.B. die vorgeschriebene Pflicht, dass Menschen zwingend in Särgen beerdigt werden müssen, in Bayern aufgehoben. Lorenz Häusler befürwortet prinzipiell eine Lockerung von starren Regeln. „Jeder Mensch ist individuell, das sollte man auch bei seinem Abschied zeigen dürfen. Und jeder braucht einen Ort zur Erinnerung an Verstorbene.“ Dies müsse aber nicht zwingend ein Friedhof sein – in anderen Ländern ist z.B. die hygienisch unbedenkliche Aufbewahrung von Urnen zuhause bereits erlaubt.
„Ich liebe meine Arbeit, mit allem, was dazu gehört“, betont Lorenz Häusler – und das, obwohl die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit fließend sein können. Wenn er z.B. beim Motorrad- oder Fahrradfahren einen Anruf von einem Kunden erhält, kann er innerlich schnell vom Fahrgefühl zum Mitgefühl wechseln. Der Tod achtet eben nicht auf eine ausgewogene Work-Life-Balance – gestorben wird wie bereits erwähnt immer.