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Mittwoch, 15 Januar 2025
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Jahrhundertereignis: Welt nimmt Abschied von Elizabeth II.

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Von Benedikt von Imhoff, Larissa Schwedes, Christoph Meyer und Britta Schultejans, dpa

London (dpa) – Mit einem der größten Staatsbegräbnisse der Geschichte hat die Welt Abschied von der Queen genommen. Unter den Augen von Millionen TV-Zuschauern in aller Welt erwies eine trauernde Nation in London und Windsor der gestorbenen Königin Elizabeth II. die letzte Ehre. An den beispiellosen Trauerfeierlichkeiten nahmen zahlreiche Staatsoberhäupter und Monarchen teil, einige waren extra von weit her angereist. Hunderttausende säumten zu dem Jahrhundertereignis die Straßen.

König Charles III. wirkte ergriffen, als er mit seiner engsten Familie den Sarg seiner Mutter durch die britische Hauptstadt geleitete. Der 73-Jährige hatte Tränen in den Augen. «Trauer ist der Preis, den wir für die Liebe zahlen», hatte die Queen einst gesagt.

Auch die Queen-Urenkel Prinz George (9), ein künftiger König, und Prinzessin Charlotte (7) reihten sich mit ihren Eltern Prinz William und Prinzessin Kate (beide 40) in die Trauerprozession ein.

Beisetzung auf Schloss Windsor

Am Nachmittag kehrte der Leichnam der Königin auf ihre Residenz Windsor westlich von London zurück. Im Rahmen eines Aussegnungsgottesdiensts für die Monarchin wurde der Sarg der Monarchin in die königliche Gruft unter der St.-Georges-Kapelle hinuntergelassen. Zuvor waren die Insignien, Krone, Zepter und Reichsapfel vom Sarg genommen und auf dem Altar platziert worden.

An dem Gottesdienst nahmen neben den Royals vor allem Vertreter der Länder teil, deren Staatsoberhaupt die Queen war. Auch die Träger des Hosenbandordens waren anwesend. Später soll Elizabeth II. in einer Seitenkapelle an der Seite ihres im vergangenen Jahres gestorbenen Prinzgemahls Philip sowie ihrer Eltern und Schwester beigesetzt werden.

Kommentatoren sprachen von einem beispiellosen Spektakel in der jüngeren britischen Geschichte. Die Zeremonie beschloss das zweite Elisabethanische Zeitalter, wie britische Medien kommentierten. Elizabeth II. saß 70 Jahre auf dem Thron – länger als alle anderen britischen Monarchen. Sie war am 8. September im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben.

Großbritannien in Trauer vereint

Auf den Straßen war die Anteilnahme groß. In Trauer vereint, warfen zahlreiche Menschen vom Rand Blumen auf den Leichenwagen, als das Fahrzeug die Königin zum letzten Mal aus der britischen Hauptstadt zu ihrer Residenz Schloss Windsor brachte. Dort warteten auch die geliebten Corgis der Queen, die nun von ihrem zweitältesten Sohn Prinz Andrew betreut werden, sowie ihr Lieblingspferd.

Das Staatsbegräbnis war minutiös durchgetaktet: Um 11.44 Uhr (12.44 Uhr MESZ) wurde der in die königliche Standarte gehüllte Sarg aus der Westminster Hall des Parlaments, wo etliche Menschen über Tage der aufgebahrten Queen die letzte Ehre erwiesen hatten, in die nahe Westminster Abbey getragen. Dort nahmen etwa 2000 Gästen an einem einstündigen Gottesdienst teil. In der Abtei hatte die Queen 1947 Prinz Philip geheiratet und war 1953 auch gekrönt worden.

Schon Stunden vor dem Gottesdienst waren alle Bereiche entlang der Strecke des Trauerzugs gefüllt. Neuankömmlinge wurden in den Hyde Park geleitet, wo die Zeremonie auf Großbildleinwänden gezeigt wurde.

König Charles III. in der Westminster Abbey. Neben ihm seine Frau, Königsgemahlin Camilla, sowie Prinzessin Anne; dahinter Prinz Harry. Foto: Dominic Lipinski/PA Wire/dpa

Erinnerungen ans britische Empire werden wach

«Wir haben eine gute Show geliefert», sagte die Londonerin Kas Girdler, die die Zeremonie gemeinsam mit zwei Freundinnen verfolgte. «Darin sind wir gut, das können wir. Morgen wird alles wieder normal sein.»

Die Londonerin Liz Bosanquet, die mit ihren Söhnen Tommy und Leo und weiteren Freunden die Zeremonie verfolgte, sagte: «Es war sehr bewegend, besonders, als alle geschwiegen haben und danach Applaus ausgebrochen ist.» Wie die Monarchie unter König Charles aussehen wird, findet Bosanquet noch schwer vorstellbar. «Aber ich bin optimistisch. Es hat etwas sehr Vereinendes», sagte sie.

Jede Minute des Trauerzugs erklang ein Salutschuss, auch die berühmte Glocke Big Ben schlug regelmäßig. Etliche Soldaten in Gala-Uniform schritten mit dem Sarg an den Stätten von Elizabeths 70-jähriger Herrschaft wie dem Buckingham-Palast vorbei. Viele Uniformen und das Zeremoniell erinnerten Betrachter an das einstige britische Empire, das während Elizabeths Regentschaft weiter zerbröckelte.

Königliche Familie im Mittelpunkt

Mit König Charles folgten auch die übrigen Kinder der Queen – Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward – im Trauerzug. Dahinter gingen ihre Enkel Prinz William und Prinz Harry. Ihre Ehefrauen sowie Williams Kinder folgten in Limousinen bis zum Triumphbogen Wellington Arch, wo der Sarg von acht Trägern von einer Lafette in den Leichenwagen umgebettet wurde. Auf Windsor schlossen sich die Royals dem Geleitzug erneut an.

Andrew und Harry kamen wie erwartet nicht in Uniform. Dabei waren beide im Militäreinsatz, Andrew im Falklandkrieg und Harry in Afghanistan. Allerdings sind sie keine aktiven Mitglieder der Royal Family mehr. Bei der Totenwache in der Westminster Hall waren sie zuvor ausnahmsweise in Uniform erschienen.

Während des Gottesdienstes waren viele Blicke auf die jüngsten Teilnehmer der Royal Family gerichtet. Charlotte schaute viel zu Boden und trug einen schwarzen Hut mit Schleife über ihrem langen blonden Haar und einen Mantel, sie hielt ihre Hände vor sich gefaltet. George trug einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. Ihr jüngerer Bruder Prinz Louis (4) war nicht zu sehen.

In Schwarz, allerdings in unterschiedlichen Modestilen erschienen Prinzessin Kate und Harrys Ehefrau, Herzogin Meghan. Kate trug ein langärmeliges Mantelkleid, einen Hut mit Schleier über ihrem Gesicht sowie Perlenohrringe. Dazu hatte sie eine Perlenhalskette der Queen angelegt. Meghan (41) trug ein Kleid mit Cape sowie einen ausladenden Hut und Perlenohrringe.

Außergewöhnliche Gästeliste

Gut ein Dutzend Königinnen und Könige, dazu Sultane und sogar der japanische Kaiser Naruhito, der sonst nie an Beisetzungen teilnimmt – wohl seit langem hat es keine solch exquisite Gästeliste gegeben. US-Präsident Joe Biden war ebenso angereist wie der französische Staatschef Emmanuel Macron und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er rechne in nicht allzu ferner Zukunft mit einem Besuch des neuen britischen Königs in Deutschland, sagte Steinmeier, der bei einem Empfang am Sonntag mit dem Monarchen gesprochen hatte, dem ZDF.

Auch die sechs lebenden britischen Ex-Premierminister und Amtsinhaberin Liz Truss nahmen an dem Staatsakt teil. Blumenschmuck und Musik waren eigens wegen ihrer Symbolik für die Queen ausgewählt worden. Auf dem Sarg thronte auch ein persönlicher Brief von Charles an seine Mutter. «In liebevoller und treuer Erinnerung. Charles R.» Das «R.» steht für Rex, das lateinische Wort für «König».

«Wir werden uns wiedersehen»

Der Erzbischof von Canterbury erinnerte auch an die viel beachtete Rede der Queen an die Nation während der Corona-Pandemie. Elizabeth II. sprach ihren Untertanen damals Mut zu und sagte: «Wir werden uns wiedersehen.» Zum Abschluss des Gottesdienstes ertönte das Signal «The Last Post». Nach zwei Schweigeminuten trug der persönliche Dudelsackpfeifer der Queen das Stück «Sleep, Dearie, Sleep» vor. Schließlich wurde die Nationalhymne «God Save the King» gesungen.

Das Staatsbegräbnis war eine enorme Herausforderung für die Behörden: Polizei, Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten koordinierten dafür die wohl größte Sicherheitsoperation, die die Stadt je erlebt hat. Derweil stand das Land still – fast überall blieben Schulen und Universitäten sowie Geschäfte geschlossen. Auch auf die Reisepläne zahlreicher Menschen hatte das Ereignis Auswirkungen. Am Londoner Flughafen Heathrow wurden mehr als 100 Flüge abgesagt, damit während der Zeremonien Stille herrscht.

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