Köln/Düsseldorf (dpa) – Der Karnevalsauftakt zum 11.11. hat in Köln wie erwartet zu einem Massenandrang geführt. Die Stadt bat am Freitagmittag alle Feiernden, sich nicht mehr auf den Weg ins Studentenviertel Zülpicher Viertel zu machen, sondern auf andere Orte in der Stadt auszuweichen. An den Zugängen zu den Veranstaltungsflächen in der Kölner Altstadt war der Einlass schon vorher wegen Auslastung gestoppt worden. Die Kölner Verkehrs-Betriebe hätten den Großteil des Verkehrs der Stadtbahnlinien im Innenstadtbereich eingestellt, teilte die Stadt mit. Auch die Polizei sprach von großem Andrang.
In Köln, Düsseldorf und anderen Hochburgen des närrischen Frohsinns ist am Freitag um 11.11 Uhr die neue Karnevalssession eröffnet worden. Allein in Köln feierten Zehntausende Kostümierte ausgelassen auf den Straßen und in den Kneipen. «In Köln klappt nicht alles, aber was wir definitiv können, ist Feiern», sagte Entertainer Guido Cantz im WDR Fernsehen.
«Wir haben die besten Voraussetzungen mit dem wunderbaren Wetter und den Entzugserscheinungen, die wir zwei Jahre lang erduldet haben», sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Im vergangenen Jahr war der 11.11. auch gefeiert worden, allerdings noch unter Corona-Auflagen. Im Jahr davor war der Karnevalsauftakt wegen der Pandemie komplett ausgefallen.
Um den Frohsinn in halbwegs geregelte Bahnen zu lenken, waren in Köln knapp 1100 Polizisten und 150 Ordnungsamt-Mitarbeiter im Einsatz. Der zuständige Abteilungsleiter des Ordnungsamtes, Dirk Schmaul, ermahnte die Feiernden, «nicht in Hauseingänge zu urinieren und sich ein bisschen zu benehmen».
200 Jahre Kölner Karneval
Oberbürgermeisterin Reker sagte, das Schöne am Kölner Karneval sei, dass alle zusammenstünden: «Es kommt nicht darauf an, wie die Herkunftsgeschichte ist oder die Familiengeschichte.» Das gebe in Krisenzeiten besonderen Halt. Köln gehe im Übrigen in eine ganz besondere Session, weil diesmal 200 Jahre Kölner Karneval gefeiert werde.
Die Ursprünge des Karnevals reichen viel weiter zurück, doch im Winter 1822/23 hatten einige Vertreter der Kölner Oberschicht Maßnahmen ergriffen, um das in ihren Augen zu rohe und anarchische Fastnachtstreiben zu domestizieren. Ihr Vorbild war der kultivierte venezianische Karneval. Die Bürger gründeten ein «festordnendes Komitee» und erfanden einen romantischen Maskenzug, für den sie sich wohl von den Fronleichnamsprozessionen der katholischen Kirche inspirieren ließen. Daraus gingen die späteren Rosenmontagszüge und der gesamte organisierte Karneval auch in anderen Städten hervor.
In Düsseldorf begann der Tag mit dem traditionellen «Hoppeditz-Erwachen». Auch in Mainz und anderen Regionen Deutschlands starteten die Narren in die «fünfte Jahreszeit».
Mainzer Narren «uff die Gass»
Unter einem kalten Novemberhimmel haben sich in Mainz mehr als Tausend Menschen in Fastnachtsstimmung geschunkelt. Pünktlich um 11.11 Uhr wagten sie am Freitag ein erstes Helau, ehe die Präsidenten von zwei Stadtteil-Vereinen das «Närrische Grundgesetz» zum 11.11. verlesen wollten.
Die Narren aus Mainz und Umgebung ließen sich von dem herbstlichen Wetter nicht verdrießen und gingen schon früh in bunten Kostümen «uff die Gass», auf die Straße. «Wir feiern heute unseren elften Hochzeitstag», sagten Bianca und Frank. «Wir haben am 11.11. geheiratet, weil wir eingefleischte Fassenachter sind.» Aktiv sind sie im Verein «Eiskalte Brüder» – «da macht uns die Kälte gar nichts aus.»
Nach zwei Jahren mit Corona-Einschränkungen war erstmals wieder ausgelassenes Feiern in den vier Fastnachtsfarben Blau, Gelb, Rot und Weiß möglich. Närrischer Hotspot war der Mainzer Schillerplatz mit dem Fastnachtsbrunnen. Auf einer Bühne vor dem barocken Osteiner Hof waren 16 Musikgruppen oder Solistinnen und Solisten angekündigt, angefangen mit den Mainzer Hofsängern. «Der Schillerplatz kann alles ertragen, und deswegen werden wir alle Facetten der Mainzer Kunst präsentieren», sagte Thomas Neger, dessen Lied «Im Schatten des Doms» Mainzer Lebensgefühl zum Ausdruck bringt.