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Samstag, 27 Dezember 2025
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Oh, Du Schreckliche!

Weihnachtsbräuche – mit Style, aber ohne Geschmack?

Natürlich: “Guter Stil” liegt immer im Auge des Betrachters! Was der eine als geschmackvoll empfindet, lässt den anderen die Stirn runzeln. Auf den kommenden Seiten haben wir sie zusammengetragen: Weihnachtsbräuche aus dem In- und Ausland, bei denen Sie selbst entscheiden dürfen, ob sie nun von besonders gutem, von besonders schlechtem oder einfach nur von “besonderem” Stil zeugen…

Weihnachten – die Saure-Gurken-Zeit

Woher der Brauch kommt, zwischen herkömmlichem Schmuck wie Kugeln, Lichtlein & Lametta eine Gurke an den Weihnachtsbaum zu hängen, ist nicht genau geklärt. Angeblich geht die Idee auf einen Bayern namens John Lower zurück, welcher als Auswanderer im US-Bürgerkrieg in Gefangenschaft geriet. Schwer erkrankt und dem Tod nahe wünschte er sich eine saure Gurke als letzte Mahlzeit. Ein Gefängniswärter erfüllte den Wunsch, woraufhin Lower der Legende nach wieder gesund wurde – aus Dankbarkeit hängte er fortan jedes Jahr eine Gurke an den Baum.

Andere Quellen deuten auf Neustadt bei Coburg hin, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts in vielen Familien Armut herrschte. Das Geld reichte nur für ein Weihnachtsgeschenk, welches das Kind erhielt, das die Gurke am Baum entdeckte. Heute bekommt der Finder des Gemüse-Schmucks oft ein kleines zusätzliches Präsent oder sieht den Fund als Symbol für Glück im kommenden Jahr. Es muss natürlich keine echte Gurke am Baum hängen – viele Hersteller bieten z.B. Modelle aus Glas oder Plastik an, welche mal mehr, mal weniger geschmackvoll wirken. Womöglich ist die Geschichte hinter dem Brauch aber auch wesentlich profaner als gedacht: Vielleicht wurde die Tradition in Wahrheit von jemandem etabliert, welcher seinen Angehörigen subtil mitteilen wollte, dass er für ihre Weihnachtsgeschenke ziemlich herumgurken musste…

Schön hässlich

Die Tradition, sich in der Weihnachtszeit mit Pullovern zu zeigen, die mit einer überbordenden Ladung an Festtags- und Wintermotiven das Auge des Betrachters herausfordern, dürfte so mancher schon kennen. Zwischen Gürtellinie und Ausschnitt tummeln sich da mehr Elfen und Schneemänner als beim Weihnachtsmann am Nordpol. Tannenbäume nadeln sich vom linken bis zum rechten Ärmel und bei der Farbgestaltung üben sich die „Ugly Christmas Sweaters“ nicht in pastellfarbener Zurückhaltung, sondern präsentieren ihre menschlichen Träger als laufendes Technicolor-Testbild. Angeblich stammt dieser Trend aus den 1980er Jahren, als im englischen Fernsehen die ersten Moderatoren in den Weihnachtsshows selbstironisch bewusst „geschmacklose“ Oberteile anzogen. Dieses Konzept wird inzwischen auch in Deutschland vermehrt umgesetzt – sowohl im Freundeskreis als auch in Unternehmen gilt bei manchen Feiern zur Adventszeit offiziell der Dresscode „Hässlicher Weihnachtspulli“. Unter diesem Schlagwort findet man auch zahlreiche Textilangebote im Internet – einer der wenigen Fälle, in denen Produkte ganz bewusst mit negativen Adjektiven beworben werden. Prominente wie Whoopi Goldberg entwerfen ihre eigenen kitschigen Kollektionen, auf denen Rentiere in Pünktchenkleidern Can-Can tanzen. Einen Vorteil haben diese modischen Entgleisungen aber – sie können als Promilletester dienen: Wenn Sie am Anfang der Weihnachtsfeier das Oberteil des Kollegen noch furchtbar fanden, zu vorgerückter Stunde gefällt es Ihnen aber ganz gut – spätestens dann sollten Sie den Glühweinkonsum einstellen…

Wenn das Dessert an die Decke geht

Pudding gehört in vielen Regionen der Welt zu den Standard-Weihnachtsgerichten. Nicht immer landet dieser jedoch in den Mägen: In der Slowakei wird ein Teil des landesspezifischen Desserts “Loksa” auch für Zukunftsprognosen verwendet. Gerade in ländlichen Gegenden katapultiert das Familienoberhaupt mit dem Löffel eine Ladung Pudding an die Decke – je mehr davon dort kleben bleibt, desto mehr Glück und gute Ernten soll das kommende Jahr bringen.

Familiäres Fastfood-Festessen

An Weihnachten wird in vielen Familien Gemütlichkeit großgeschrieben – insbesondere beim Festessen an Heiligabend und den darauffolgenden Feiertagen. Hierzulande finden die Mahlzeiten oft in den eigenen vier Wänden statt – dort, wo der herausgeputzte Baum strahlt und das Sofa notfalls mit ein paar Schritten erreichbar ist, wenn die Weihnachtsgans besonders schwer im Magen liegt… In Japan setzt man zu Weihnachten hingegen auf „Fastfood“, welches nicht unbedingt mit „heimeliger Gemütlichkeit“ assoziiert wird.

Weihnachten hat in Japan nur für die wenigsten Menschen einen religiösen Hintergrund und ist auch nicht mit offiziellen Feiertagen verbunden. Das Fest wird vor allem für romantische Unternehmungen mit dem Partner oder den Besuch der Familien genutzt. Schon in den 1970er Jahren war der Verzehr von gebratenem Hühnchen zur Weihnachtszeit sehr beliebt. Jedoch waren immer mehr Frauen als Arbeitskräfte tätig und hatten weniger Zeit für heimische Essenszubereitung. Eine amerikanische Fast-Food-Kette, bekannt für ihre Geflügelspezialitäten, nutzte diesen Trend und warb 1974 mit dem Slogan „Kentucky for Christmas“. Der Erfolg war riesig und andauernd – noch heute zählt das Weihnachtsfest in Japan zu den umsatzstärksten Phasen dieses Unternehmens und manche “Menüs” müssen Wochen im Voraus bestellt werden. Man kann darüber streiten, ob der Besuch eines Fastfood-Restaurants an Weihnachten von gutem oder schlechtem Geschmack zeugt – unbestrittener Fakt ist jedoch: Wer seine Fest-Mahlzeit von dort holt, kommt zumindest mal kurz runter vom Sofa!

Pfui, Spinne?

In der Ukraine gehören Ornamente in Spinnwebenform zum beliebten Weihnachtsschmuck. Der Brauch geht auf eine Legende zurück, in welcher eine arme Frau sich keine Dekorationen leisten konnte. Als sie am Weihnachtsmorgen erwachte, zierten Dutzende von Spinnweben die Zweige, welche im Morgenlicht nicht eklig, sondern edel und magisch aussahen. Ganz unabhängig davon soll es Weihnachtsfans geben, welche ihre Bäume so lange stehenlassen, dass sich „schmuckvolle“ Spinnennetze auf ganz natürliche Weise zwischen den Ästen bilden….

Stilles Örtchen in stiller Nacht

Ein Brauch, der von „besonderem Geschmack“ zeugt, wird in einigen Teilen Spaniens gepflegt: Hinter dem sogenannten „Caganer“ verbirgt sich eine Figur, die gerne in den Krippen platziert wird – leicht versteckt hinter Maria, Josef und anderen Stallbewohnern. Der „Caganer“ wird oftmals als Landwirt oder Hirte mit heruntergelassener Hose dargestellt, welcher in jener stillen Nacht ein stilles Örtchen hinter dem Stall sucht, um sich zu erleichtern. Frei nach dem Motto: Der Moment war heilig, doch das Geschäft war eilig. Inzwischen gibt es im Handel viele solcher Figuren, welche teilweise auch Persönlichkeiten aus Showbusiness oder Politik in eindeutigen Posen zeigen.

Das Thema Ausscheidungen ist im Advent kein Tabu. In Katalonien verbreitet ist der Brauch, in den Dezemberwochen einen Holzklotz oder Baumstamm mit Süßigkeiten zu „füttern“. An Weihnachten dürfen die Kinder auf den „Caga Tió“ („kackender Holzklotz“) einprügeln, bis dieser Leckereien und kleine Geschenke ausscheidet.

Reim-Battle mit totem Pferd

Wenn auf einmal ein skelettierter Pferdekopf vor der eigenen Haustür auftaucht, mag das nach einem Alptraum oder einer Geschichte für einen Horrorfilm klingen – in einigen südlichen Gegenden von Wales handelt es sich jedoch um eine Tradition, welche bis ins Jahr 1800 zurückverfolgbar ist und neuerdings von Heimatvereinen wiederbelebt wird.

Unter dem geschmückten Pferdeschädel verbirgt sich – oft mit zusätzlichen Decken verhüllt – ein menschlicher Träger, welcher von unverkleideten, jedoch stimmgewaltigen Begleitern flankiert wird. Die Gruppe geht in der Zeit von Weihnachten bis Silvester von Tür zu Tür und trägt dort walisische Lieder oder individuelle Reime vor, welche durchaus die Hausbewohner auch verunglimpfen können. Wer sich jedoch aus Angst vor der bissigen grauen Stute „Mari Lwyd“ hinter der Tür verkriecht, hat schon verloren! Stattdessen gehört es zum Brauch, mit treffenden Versen oder Gesängen ordentlich Contra zu geben – quasi ein „Reim-Battle“ an der Türschwelle. Wenn die Hausbewohner irgendwann aufgeben, müssen sie die Gruppe einlassen und bewirten. Das „tote Pferd“ ärgert derweil die Kinder im Haus.

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