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Donnerstag, 11 September 2025
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„Neimakk“ zeigt textile Toleranz

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Das JURA-Volksfest und die Pracht der Tracht

Wenn in Neumarkt in wenigen Tagen die fünfte Jahreszeit beginnt, ist sie in Herne schon fast wieder vorbei. Dort lief seit Ende Juli die Cranger Kirmes. Sie gilt mit rund 4 Millionen Besuchern als die größte Veranstaltung dieser Art in NRW, dementsprechend umfangreich ist die mediale Berichterstattung zur Eröffnung. Was manchem Fernsehreporter dieses Jahr auffiel: Immer mehr Leute kommen in bayerisch anmutender Tracht „auf Crange“. Vermutlich steckt der Wusch dahinter, im dort aufgebauten „Bayernzelt“ optisch zur Deko zu passen.

In Neumarkt ist zur Volksfestzeit auch ein hoher Anteil an Besuchern mit Lederhosen und Dirndl zu beobachten – anders als bei Journalisten im Pott löst das hier jedoch kein Erstaunen aus. Tracht gehört zum JURA-Volksfest einfach dazu – genau wie das Riesenrad, welches 11 Tage lang die Skyline prägt, die Pferde- und Fohlenschau und der abwechslungsreiche Festzug. Letzterer ist Jahr für Jahr eine Präsentationsplattform für den Facettenreichtum von Tracht. Dieser reicht von den Modellen „von der Stange“ bis zu exklusiven Gewändern, welche Zugehörigkeit zu Gruppen, Vereinen & Co. und historische Bräuche symbolisieren. Im deutschen Sprachgebrauch läuft all das unter „Tracht“ – auch wenn manche Vertreter von Trachtenvereinen hier gerne stärker differenzieren würden.

Ein-Tracht statt Zwie-Tracht

In „Neimakk“ treffen Trachtenträger am Festplatz auf jene, die auf derartige Mode verzichten. Wenn die Gipfelstürmer oder andere bewährte Bands in den Jurahallen für Stimmung sorgen, lassen sich stattliche Lederhosen neben engsitzenden Jeans beobachten. Das fesche Dirndl, der bürotaugliche Damenblazer und das luftige Sommerkleid existieren hier in friedlicher Koexistenz. Soviel textile Toleranz ist nicht überall gegeben. Der ein oder andere mag sich noch an die Schlagzeilen von 2009 erinnern, als Marga Beckstein als Gattin des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein davon Abstand nahm, zur Eröffnung des Oktoberfestes im Dirndl zu erscheinen. Die gebürtige Fränkin verwies darauf, dass dies aus Heimatverbundenheit geschehen sollte – und Nürnberg sei nun mal keine Dirndl-Hochburg. Das Tragen von Trachten sollte von innen heraus kommen, ließ sich aus ihren Aussagen entnehmen. Ganz unrecht hat sie damit nicht: Derartige Mode wirkt immer dann besonders ästhetisch und überzeugend, wenn das äußere Erscheinungsbild zum „Innenleben“ des Trägers passt. Oder anders ausgedrückt: In „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ steckt nicht umsonst das Wort Gemüt!

Dass nun auch die Cranger Kirmes versucht, das Flair bayerischer Volksfeste zu „im-Pott-ieren“, spricht für die Geselligkeit dieser Veranstaltungen. Inwiefern das authentisch gelingt, darüber lässt sich streiten. Wer zuerst das Neumarkter Volksfest und danach das Festzelt in Herne besucht, könnte beim Kontakt mit Trachtenträgern hier und dort durchaus bemerken: Es gibt eine feine Linie zwischen Kleidung und Verkleidung.

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