10 Jahre Neuer Markt – und der lange Weg zum Stadtquartier
So schnell vergeht die Zeit: Am kommenden 17. September ist es schon 10 Jahre her, dass das Stadtquartier NeuerMarkt seine Pforten öffnete. Und als Lokaljournalist hat man zu diesem von der Firmengruppe Max Bögl realisierten Projekt eine ganz besondere “Verbindung” – denn lange vor der Eröffnung beschäftigte das Vorhaben mit schöner Regelmäßigkeit die Medien, die Politik und die Bürger. Das Thema wurde zu einem echten Dauerbrenner mit “Content-Garantie”, da sich bereits im Vorfeld der tiefergehenden Planungen viele Seiten dazu berufen fühlten, ihre Meinungen kundzutun.

Das betraf zwei prinzipielle Fragen: Zum einen die grundsätzliche Gestaltung des Areals. Frühe Entwürfe setzten stärker auf separate Gebäudeeinheiten, welche mit ihren spitzen Dächern an die bestehenden Häuser in der Marktstraße erinnern sollten. Diesen Ansatz fanden manche charmant, andere zu Disneyland-artig. Im Lauf der Zeit wurden die Entwürfe immer wieder verändert – quasi jede Modifikation rief sowohl Kritiker als auch Befürworter auf den Plan.
Befürchtungen, die hinzukommenden Einzelhandelsflächen könnten die Innenstadt aussterben lassen, tangierten auch die zweite Grundfrage, welche die Stadtpolitik lange beschäftigte: Wie können Besucher des Neuen Marktes möglichst komfortabel in die Altstadt gelangen (und umgekehrt)? Die Diskussionen darüber füllten unzählige Zeitungsartikel und Fernsehberichte – so gab es u.a. die Idee, den Autoverkehr der Dammstraße auf Höhe der Lammsbrauerei unter die Erde zu schicken und am Landratsamt wieder auftauchen zu lassen. Diskutiert wurde auch eine Shared Space-Lösung, bei der sich alle Verkehrsteilnehmer individuell absprechen sollen, wer denn nun fahren bzw. gehen darf. Die letztendliche realisierte Variante – Passanten können sowohl ebenerdig an der Ampel als auch durch eine Unterführung auf die andere Seite gelangen – hat sich als durchaus praktikabel erwiesen. Die Lösung hat nichts mit einem dunklen, schmutzigen Fußgängertunnel gemein, den mancher vor Augen gehabt haben dürfte.

Auch das von einigen prognostizierte “Ausbluten” der Innenstadt konnte so nicht beobachtet werden – was wohl auch daran liegt, dass das neu entstandene Stadtquartier und Geschäftsleute der Altstadt u.a. durch das Citymanagement in vielen Bereichen zusammenarbeiten. Events werden oft so gestaltet, dass die Angebote dies- und jenseits des Unteren Tors eine Achse von Attraktionen ergeben, welche Besucher sowohl hier- als auch dorthin zieht.

Natürlich: Innenstädte und der Einzelhandel vor Ortl stehen aktuell vor großen Herausforderungen, welchen sie mit unterschiedlichen Ansätzen begegnen. Das sieht man auch in Neumarkt – und zwar sowohl in der Altstadt als auch im nun 10 Jahre bestehenden Stadtquartier. Hier und dort verschwinden Geschäfte, neue Läden oder Pop-Up-Stores mit kurzfristiger Nutzung folgen. Im Neuen Markt werden in diesen Wochen mit Nanu-Nana und Woolworth zwei neue Filialisten ansässig, weitere Anbieter aus verschiedensten Branchen stehen in den Startlöchern. So gesehen hat das Stadtquartier aber dann doch ein bisschen was von Disneyland. Dessen Schöpfer betonte nämlich schon bei der Eröffnung vor 70 Jahren, dass diese Welt “niemals fertiggestellt” sei und sich ständig verändern werde…
