Gedanken zum „Tag des Hundes“
Eigentlich wird der „Tag des Hundes“ vom Verband für das Deutsche Hundewesen offiziell nur am 4. Juni gefeiert – bei meinem Supermarkt aber scheinbar jeden Tag. Zumindest sind immer, wenn ich einkaufen gehe, am Eingang ein bis zwei Vierbeiner angeleint. Neulich wartete links der Schiebetüren ein Hündchen in Handtaschengröße und machte dabei ein Theater, das bis weit ins Innere des Marktes zu hören war. Auf der anderen Seite des Eingangs jedoch war ein Mischling angeleint, der von Körpergröße und Statur eher in Richtung Pferdefohlen tendierte. Anstatt seinen lautstarken Kollegen in die Schranken zu weisen, saß der massige Vierbeiner stocksteif und aufrecht an seinem Platz – gerade so als versuchte er, den guten Ruf seiner Art durch besonders „braves“ Handeln wieder herzustellen. Bei dem Anblick hätte man fast meinen können, es gäbe unter Hunden so etwas wie Fremdschämen für Artgenossen.
Wenn Ihr Tier ähnliche Veranlagungen hat, kann ich Ihnen nur raten, es nicht mit dem aktuellen Fernsehprogramm vertraut zu machen. Vor rund zwei Jahrzehnten gab es auf der Mattscheibe vor allem Vorbild-Hunde, welche Kriminelle bekämpften (Kommissar Rex), Menschen halfen (Lassie) und Geister jagten (Scooby-Doo). Heute – so könnte man den Eindruck bekommen – widmen die Medien ihre besten Sendezeiten den Vierbeinern, die in Menschenaugen als schwer erziehbar gelten und von „Hunde-Flüsterern“ kamerawirksam in richtige Bahnen gelenkt werden sollen. So mancher Artgenosse mit ausgeglichenem Wesen würde da vermutlich am liebsten die Pfote auf die Fernbedienung legen und peinlich berührt wegzappen. Auf der anderen Seite: Warum sollte es Tieren besser gehen als uns Menschen? Wir müssen ja auch immer öfter mitverfolgen, dass auf der Weltbühne jene die meiste Aufmerksamkeit bekommen, die sich am schlimmsten aufführen…