Stricken, Häkeln & Co.
Zum Bild der strickenden oder häkelnden Seniorin gesellen sich immer öfter Abwandlungen, bei denen jüngere Frauen an den Nadeln aktiv sind – und nicht selten auch Herren. Die klassischen Handarbeitsaktivitäten erfreuen sich seit rund 10 Jahren steigender Beliebtheit und legen den Ruf als „Oma-Hobby” ab. Zuletzt sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass mehr Menschen aller Generationen das Kreieren von Luftmaschen, Bündchen & Co. als neuen Zeitvertreib für sich entdeckten – ein Steckenpferd, welches mit überschaubarem finanziellen Aufwand die Umsetzung textiler Ideen ermöglicht. Selbstgemachte Schals, Mützen, Handytaschen und vieles mehr ergänzen das eigene Erscheinungsbild mit Accessoires, die das Prädikat „einzigartig” wirklich verdienen. Weitere große Vorteile: Handarbeit als Hobby ist wetterunabhängig, lässt sich meist in Sekundenschnelle starten, einfach unterbrechen und wieder aufnehmen. Gerade wenn die erste Lernphase absolviert wurde und Basisschritte „automatisiert” ablaufen, kann Stricken bzw. Häkeln auch eine entspannende und gesundheitsfördernde Wirkung haben. Eine in Harvard durchgeführte Studie fand heraus, dass bei strickenden Versuchspersonen der Herzschlag durchschnittlich um elf Schläge pro Minute gesenkt wird. Kanadische Untersuchungen konnten hingegen die positiven Auswirkungen auf Menschen mit Essstörungen belegen, deren Ängste durch Stricken spürbar verringert wurden. Und so mancher, der über seine Nadelaktivitäten spricht, beschreibt diese als quasi-meditative Tätigkeit.
Laut der Verbrauchs- und Medienanalyse (VuMA) gab es im Jahr 2021 in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren rund 2,66 Millionen Personen, die mehrmals wöchentlich strickten, häkelten oder schneiderten. Während mancher nur für den Eigengebrauch aktiv wird, verkaufen andere ihre Erzeugnisse auf Märkten oder online. Im Internet boomen Portale und Social-Media-Kanäle mit kreativen Ideen, Tutorials und Produktempfehlungen. Die neu entflammte Strick- und Häkelleidenschaft treibt teilweise auch im öffentlichen Raum kreative Blüten: Beim sogenannten „Guerilla Knitting” werden Straßenlaternen und Bäume mit selbstgemachten Wollkunstwerken eingekleidet (und haben deshalb höchstwahrscheinlich weniger Erkältungen).