Nur keine Panik in und nach der Schwangerschaft!
Im deutschen Sprachgebrauch ist hin und wieder vom „Wunder der Geburt“ die Rede – gemeint ist die durchaus fantastische Entwicklung vom „Quasi-Nichts“ zu einem Lebewesen aus Fleisch und Blut. Dieses „Wunder“ erlebt die Menschheit aber nicht erst seit gestern, sondern seit Millionen von Jahren – inzwischen weltweit pro Tag über 200.000 Mal. Und auch wenn es hin und wieder Komplikationen gibt, sollten sich junge bzw. werdende Eltern eines vor Augen halten: Die meisten Kinder kommen gerade in unseren Breitengraden „gesund“ zur Welt.
Die Galerie wurde nicht gefunden!In den letzten Jahren sorgen sich immer mehr Erziehungsberechtige derartig um den Nachwuchs, dass es definitiv nicht mehr als „gesund“ bezeichnet werden kann. Im Internet gibt es unzählige Foren, in denen Eltern z.B. fragen, wie viele Spielfreunde Kinder in einem gewissen Alter haben oder wann sie welches Wort beherrschen sollten. Die Antworten stammen meist von anderen Eltern, die ihre eigenen Erfahrungen schildern. Gegen einen derartigen Austausch spricht nichts, solange dabei nicht vergessen wird: Jeder (kleine) Mensch ist anders! Zu oft lösen jedoch Schilderungen Ängste aus, der eigene Nachwuchs könne sich nicht „normal“ entwickeln. Auch zahlreiche Hebammen, Kinderärzte und Pädagogen beobachten, dass Eltern heute im Durchschnitt unsicherer sind als vor 10 Jahren. Dahinter steckt oft die Befürchtung, den Kindern nicht die „optimalen“ Bedingungen bieten zu können, um dem Leistungsdruck der Gesellschaft gewachsen zu sein. Aber auch die Flut an teilweise widersprüchlichen Informationen zum Thema „Kinder & Erziehung“ spielt eine Rolle. Mögliche Folge: Eltern bekommen „Torschlußpanik“, die jedoch in vielen Fällen unbegründet ist. Dass z.B. aus einem angeblich sprachlich unterentwickelten Zweijährigen im Erwachsenenalter ein gewandter Redner wurde, soll schon vorgekommen sein…
Zugegeben: Die Themen Kindergeburten und -erziehung wie anno Tobak zu interpretieren, ist auch nicht der richtige Ansatz. Die Welt hat sich seitdem verändert, sie ist komplexer geworden – für Klein und Groß. Dieser Artikel soll auch nicht dazu aufrufen, prinzipiell weniger Vorsicht walten zu lassen, Vorsorgeuntersuchungen abzusagen oder in der Schwangerschaft Alkohol oder Nikotin zu konsumieren. Doch er soll ein Plädoyer sein: Für mehr „Vorsicht“ statt „Panik“, für „Sorgfalt“ statt „Sorgenfalten“. Wo diesbezüglich die Grenzen verlaufen, verraten zwei Instanzen, die immer seltener konsultiert werden: Das eigene Bauchgefühl und der gesunde Menschenverstand. Dabei haben diese sich über viele Millionen Jahre regelmäßig bewährt…