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Mittwoch, 24 Juli 2024
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Where have all the workers gone?

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Auszubildende als Weg aus dem Personalmangel?

Das Anti-Kriegslied „Sag´ mir, wo die Blumen sind“ dürfte mancher noch in den Ohren haben. Aktuell könnte man den Song wieder verstärkt anstimmen – sowohl die Originalversion als auch eine Variante mit neuem Text: „Sag´ mir wo die Leute sind“. Diese Frage dürfte nicht nur vielen Unternehmern seit rund eineinhalb Jahren im Kopf herumspuken. Gerade nach den ersten Corona-Lockdowns machte sich auch bei Betrieben im Landkreis Neumarkt eine Abwanderungswelle im Personalstamm bemerkbar.

Über die Gründe konnten Vertreter von IHK und anderen Organisationen damals nur mutmaßen: Manchen Arbeitnehmern mag während der Lockdowns bewusst geworden sein, wie sehr ihre Branche von globalen Entwicklungen und den politischen Reaktionen darauf abhängig ist. Die Erkenntnis, in einem angeblich nicht-systemrelevanten Beruf tätig zu sein, kann zudem demotivierend wirken. Andere durften vielleicht weiterarbeiten, durch die Feierverbote sowie die Schließungen von Freizeiteinrichtungen fehlten aber Möglichkeiten, das verdiente Geld auch „genussvoll“ auszugeben. Mögliche Folgen: Frustration und in zahlreichen Fällen Kündigungen. Bis heute ist nicht genau klar, wohin die teilweise sehr erfahrenen Arbeitskräfte verschwanden – weder schlugen sie in Massen bei den Agenturen für Arbeit auf, noch wanderten sie merklich in andere Branchen ab. Dies ist übrigens kein rein deutsches Phänomen: Auch in den USA verzeichnete man 2022 eine noch nie dagewesene Kündigungswelle seitens der Arbeitnehmer – und taufte diesen Trend „Great Resignation“.

Nur in den allerseltensten Fällen können Auszubildende komplett Lücken füllen, welche durch den Wegfall erfahrener Mitarbeiter entstanden sind. Und auch das „Heranziehen“ von Nachwuchs gelingt momentan in vielen Branchen nicht optimal. Erst vergangene Woche bestätigte z.B. der Zentralverband des Deutschen Handwerks einen „eklatanten Bewerbermangel“. Präsident Jörg Dittrich betonte gegenüber der DPA, die Betriebe hätten weiterhin großen Ausbildungswillen, doch die Suche nach Lehrlingen gestalte sich zunehmend schwierig. Zwar würden sich noch junge Menschen bewerben, bei ihnen sei aber teilweise eine deutliche Verschlechterung der Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeiten spürbar. Andere tendierten lieber zu höheren Schul- bzw. Studienabschlüssen oder hätten ein wachsendes Interesse an Ausbildungen im Pflege- oder Erziehungsbereich. Doch auch in den letztgenannten (und vielen anderen) Branchen wird größtenteils händeringend gesucht – Auszubildende ebenso wie „Ausgelernte“, die sofort zahlreiche Aufgaben übernehmen könnten.

Schnuppern ist wieder möglich

An Möglichkeiten, als junger Mensch Berufsbilder und Firmen kennenzulernen, kann es eigentlich nicht mangeln. Sowohl Branchenverbände als auch Gemeinden oder Landkreise veranstalten regelmäßig Ausbildungstage & Messen, in denen z.B. Schüler Eindrücke von verschiedensten Jobs bekommen sollen. Aktionen dieser Art sind teilweise so zahlreich, dass der Lehrerverband vor kurzem schon kritisierte, die Schulen dürften nicht „mit Sondertagen überfrachtet“ werden. Und trotz diverser Maßnahmen scheint es in vielen Bereichen an ausbildungswilligen (oder auch -fähigem) Nachwuchs zu fehlen. Selbst wer diese Situation in den Betrieben nicht direkt mitbekommt, spürt den prinzipiellen Arbeitskräftemangel womöglich anderweitig – dass die örtliche Metzgereifiliale, das Lokal oder der Blumenhändler „aufgrund fehlenden Personals“ nur noch tageweise öffnet oder gar ganz schließt, ist eine Erscheinung der Gegenwart – die jedoch diverse Ursprünge in der Vergangenheit hat.

Make working great again!

Die Situation bahnte sich im Grunde bereits in den Jahren vor Corona an. Der „schwarze Peter“ dafür lässt sich in viele Ecken schieben, z.B. auf die Diskrepanz zwischen Leistung und Entlohnung in gewissen Branchen, teilweise aber auch auf unrealistische Erwartungen von Firmen an ihre Arbeitnehmer – und umgekehrt! Hinzu kamen in jüngster Vergangenheit generelle politische Entscheidungen, welche die Motivation eher senkten als hoben. Die Antwort auf die abgewandelte Liedzeile „Wo sind all die Leute hin?“ könnte hier lauten: Die warten auf die Rückkehr des Gefühls, dass Arbeit sich wieder lohnt und auch Sinn bzw. Spaß machen kann!

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