Von der Mittelschule in die Ausbildung
Vergangene Woche beendeten rund 58.000 Schüler in Bayern die Schulzeit mit einem qualifizierenden Abschluss an einer Mittelschule, dem sogenannten „Quali“. Der Bayerische Rundfunk nahm dies zum Anlass, sich dem Thema zu widmen. Grundtenor der Berichterstattung: Der früher weniger angesehene „Quali“ erfahre inzwischen mehr Wertschätzung – sowohl bei den Jugendlichen als auch in den Betrieben.
Die Mehrheit der Absolventen startet damit in eine Ausbildung, laut Hubert Schöffmann von der IHK für München und Oberbayern geht jeder fünfte neue Ausbildungsvertrag im Freistaat an Mittelschüler.
Der Bericht zeichnet ein Bild, welches den „Quali“ als Sprungbrett zu einer Vielzahl von Möglichkeiten darstellt: Neben den erwähnten Ausbildungen kann er auch als Basis für den Besuch weiterführender Schulen dienen – eine Option, welche an der vom BR besuchten Mittelschule im oberpfälzischen Neutraubling rund ein Drittel der Absolventen in Betracht zieht. Prinzipiell, so Rektor Herbert Münch, habe sich der Ruf der Mittelschule in den letzten Jahren verändert. Alle Firmen bräuchten junge Menschen, dabei gehe es nicht nur um Noten, sondern auch um soziale Fähigkeiten wie Zuverlässigkeit oder den Willen, sich durchzukämpfen.
In den Kommentarspalten zu der oben erwähnten Berichterstattung gehen die Meinungen weit auseinander. Manche Diskussionsteilnehmer haben – teilweise in der eigenen Karriere – gute Erfahrungen mit dem „Quali“ gemacht und betonen, dass auch dieser Abschluss (mit weiterer Aus- bzw. Fortbildung) “zum erfüllten Berufsleben mit eigenem Häuschen” führen kann. Andere finden den BR-Bericht zu beschönigend, u.a. weil er eines nicht klar herausstellt: Die steigende Wertschätzung von Quali-Absolventen in Personalbüros hat auch damit zu tun, dass sich z.B. weniger Abiturienten oder Realschüler auf bestimmte Stellen bewerben.
Ein Grundtenor, der sich jedoch durch viele Online-Kommentare zieht: Es hängt vieles vom einzelnen Menschen ab! Gerade Firmeninhaber, Ausbilder und Personalentscheider bemängeln: Weder „Quali“ noch Abitur & Co. sind Garanten dafür, dass ein Bewerber in puncto Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Selbständigkeit, Lernfähigkeit & Co. den Anforderungen des Betriebsalltags entspricht. Wenn man solchen Erfahrungsberichten Glauben schenkt, muss man zum Schluss kommen: Ein Schulabschluss in Deutschland ist ein Schulabschluss. Ein “Standard”, auf den man als Arbeitgeber verlässlich bauen kann, ist er aber scheinbar nur bedingt…