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Dienstag, 27 August 2024
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Das deutsche Gesundheitssystem auf dem Prüfstand

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Diskussionsrunde mit Politikern und Medizinern

Auf Einladung des Ärztenetz Neumarkt (ÄN) und angesichts der anstehenden Gesundheitsreform waren am Freitagabend Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Finanzminister Albert Füracker als Gesprächspartner in die Jurastadt gekommen. Mit zahlreichen Gästen, darunter mehr als 30 Hausärzte, Fachärzte unterschiedlichster Disziplinen und Chefärzte aus dem Klinikum, diskutierten sie im Neumarkter Ärztehaus über “Die Zukunft der ambulanten medizinischen Versorgung in der Region”. Die Moderation des knapp zweistündigen Austausches übernahm Hans Tylla, Facharzt für Innere Medizin und 1. Vorsitzender des Ärztenetz Neumarkt.

Status quo

Der Fragenkatalog an die beiden bayerischen Politiker war lang und die Stimmung aufgeheizt. Werden finanzielle Ressourcen an falschen Stellen eingesetzt? Wann wird dem Wust an Bürokratie ein Ende gesetzt? Was tun gegen den gravierenden Nachwuchsmangel bei Ärzten und medizinischem Fachpersonal? Das sind nur einige Themen aus dem Berufsalltag von Medizinern. Sie machten daher nicht nur ihrem Ärger über schlechte Rahmenbedingungen Luft, sondern fordern eine grundlegende Gesundheitsreform statt eines stetigen Flickwerks. “Denn das System werde seit Jahren gegen die Wand gefahren”, so ein Teilnehmer. Die harsche Kritik stieß bei Holetschek durchaus auf fruchtbaren Boden. Der Minister versprach, sich als Sprachrohr in der Hauptstadt Berlin für die Belange der bayerischen Ärzte stark zu machen. “In einem der reichsten Länder der Erde kann es nicht sein, dass Patienten mehrere Monate auf eine Operation warten müssen und die Arzneimittelversorgung gefährdet ist” – eine Entwicklung, welche auch die Ärzteschaft unisono als besorgniserregend empfindet.

Vorsorge statt Nachsorge

Medizinische Versorgung gibt es nicht zum Nulltarif, sondern kostet Geld. Das weiß auch Hausarzt Dr. Thomas Kestler. “Wir brauchen dringend eine angemessene Vergütung, um das für eine gute Patientenversorgung nötige qualifizierte Personal zu bekommen – und auch halten zu können.” Für niedergelassene Mediziner hat sich das Honorar für eine privatärztliche Behandlung seit 1996 quasi nicht geändert, betont Kardiologie Prof. Dr. Peter Grewe.

Erhebliches monetäres Einsparpotenzial wäre durch Prävention, Eigenverantwortung und Aufklärung erreichbar – denn bekanntlich ist Vorsorge besser (und letztendlich billiger) als Nachsorge. Auch bei Bagatellerkrankungen wie leichtem Schnupfen oder moderaten Rückenschmerzen müssten nicht zwangsläufig sofort die Notaufnahme aufgesucht und Kosten verursacht werden. “Hier helfen für den Anfang oft auch Omas Hausrezepte”, meint Hausärztin Dr. Ingrid Schwarz-Aldorf. Der tatsächliche Bedarf müsse gedeckt werden, nicht das gefühlte Bedürfnis, sich in Behandlung zu begeben. Neurologe Prof. Dr. René Handschu stellte unter dem Applaus seiner anwesenden Kollegen auch die Frage in den Raum: “Wozu brauchen wir eigentlich knapp 100 verschiedene Krankenkassen in Deutschland, obwohl nahezu alle die gleichen Leistungen anbieten?”

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