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Samstag, 25 Oktober 2025
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Allrounder oder Nischenexperte

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Hat der spezialisierte Auszubildende mehr Chancen?

„Jetzt lern´ erst mal das, spezialisieren kannst Du dich später immer noch.“ Dieser von manchen Eltern erteilte Ratschlag an Schulabgänger hat etwas Wahres: In Deutschland gibt es in fast jeder Branche eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich im Laufe einer Karriere durch Zusatzqualifikationen weiterzuentwickeln – das betrifft nicht nur die Spezialisierung auf ein bestimmtes Thema, sondern auch die generelle Erweiterung des Horizonts um Themen, die womöglich zur Zeit der eigenen Ausbildung noch nicht im Fokus standen, inzwischen jedoch den Job immer mehr tangieren. Dennoch ist die Überlegung, inwiefern man sich frühzeitig spezialisieren sollte, durchaus berechtigt – auch bereits bei der Wahl einer Lehrstelle.

Von den über 320 hierzulande anerkannten Ausbildungsberufen gelten die meisten offiziell als „Ausbildungsberufe ohne Spezialisierung“, dazu gehören Bäcker und Stuckateure ebenso wie Manufakturporzellanmaler oder Leichtflugzeugbauer – obwohl letztere schon recht „spezialisiert” klingen. Hinzu kommen noch Ausbildungsberufe mit Schwerpunkten oder Wahl- und Zusatzqualifikationen. Gerade im Volksmund wird der Begriff „spezialisiert“ pauschal damit verbunden, wie viele Menschen insgesamt einen Beruf erlernen – hier gibt es massive Unterschiede: So ließen sich in Deutschland 2022 z.B. 14418 Menschen zu Köchen ausbilden, aber nur 216 zu Süßwarentechnologen – beide Berufe haben mit Lebensmitteln zu tun, bei letzterem findet sich eine vakante Stelle aber nicht unbedingt „im nächsten Ort“.

Das deutsche Ausbildungssystem wird immer wieder überarbeitet: Einzelne Berufe und Fachrichtungen werden neu geschaffen, weil Bedarf besteht – zuletzt z.B. der Gestalter für immersive Medien, welcher u.a. Virtual-Reality-Welten kreiert. Andere Ausbildungen werden dem Zeitgeist gemäß neu strukturiert, so wurden beispielsweise getrennt erlernbare Pflegeberufe vor kurzem in einer generalistischen Ausbildung vereint. Hier können Auszubildende nach zwei Jahren wählen, ob sie sich auf Kinder und Jugendliche oder Senioren spezialisieren möchten. Es gibt viele weitere Ausbildungsberufe, bei welchen man sich in der „Endphase“ auf ein bestimmtes Gebiet fokussieren kann.

Bereits 2011 widmeten sich Wissenschaftler aus Hong Kong und den USA der Frage, wer bei Personalentscheidungen die Nase vorne hat: Alleskönner oder Nischenexperten? Die Studie „The generalist bias“ zeigte u.a., dass Firmen oft Allrounder für Jobs einstellen, bei denen eigentlich die Expertise von Spezialisten nötig wäre. Natürlich spielt die Größe der Firma eine gewisse Rolle: Manche Unternehmen können es sich leisten, Fachleute mit tiefergehendem Wissen für einen Bereich zu verpflichten. Kleinere Betriebe bevorzugen hingegen gerne Personal mit breitgestreutem Know-How, weil die Aufträge in absehbarer Zukunft womöglich einen anderen Fokus haben könnten – Allrounder erhalten dann intern neue Aufgaben. Spezialisten tragen oft das Risiko, dass ihr Können eine Zeitlang sehr gefragt ist (und ggf. besser vergütet wird), der Trend jedoch irgendwann abflaut.

Natürlich findet eine gewisse Spezialisierung oft ganz automatisch statt – auch in den Lehrjahren. Ein Betrieb mag zwar ein breites Leistungsspektrum bieten – wenn er die meisten Aufträge jedoch in einem einzelnen Sektor abwickelt, sammeln die Auszubildenden ebendort das meiste Know-How.  Dass andere wichtige Bereiche dennoch nicht zu kurz kommen, dafür sorgen Ausbildungspläne mit festgelegten Inhalten und das Zusammenwirken von Berufsschulen und Firmen im dualen System.

Eines darf nicht verschwiegen werden: Spezialisierung ist im Grunde auch Kopfsache! Ein Allrounder, der stets Lust und Talent hat, sich tiefergehend in Themen „reinzufuchsen“, ist für viele Firmen Gold  wert! Im Laufe der Karriere ein Fachgebiet zu entdecken, in welchem man regelmäßig mit Expertise glänzen darf, kann zudem das Selbstwertgefühl steigern. Auf der anderen Seite sollten sich alle hochspezialisierten Profis die Fähigkeit bewahren, das Große und Ganze zu sehen. Denn: Deutschland braucht Fachkräfte! „Fachidioten“ hingegen, welche nur ihr Gebiet betrachten und das wichtige Drumherum scheuklappenartig ausblenden, gibt es gefühlt schon genug…

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