Rom (dpa) – Benedikt XVI. geht es nach Auskunft des Vatikans den Umständen entsprechend gut. «Der emeritierte Papst konnte sich letzte Nacht gut erholen, er ist absolut klar und wach, und heute ist sein Zustand zwar weiterhin ernst, aber stabil», teilte Matteo Bruni, der Sprecher des Heiligen Stuhls, am Donnerstag mit. Papst Franziskus lade die Gläubigen aber weiterhin ein, für den 95 Jahre alten Deutschen zu beten «in diesen schweren Stunden», wie es hieß.
Am Mittwoch hatte der amtierende Papst Franziskus für Aufsehen gesorgt, als er verkündete, dass sein Vorgänger «sehr krank» sei und die Gläubigen für den Deutschen beten sollten. Dies hatte bei vielen den Eindruck erweckt, der Bayer könnte im Sterben liegen.
Der Heilige Stuhl teilte daraufhin mit, dass sich die Gesundheit des Papa Emeritus in diesen Tagen verschlechtert habe, dass die Lage aber unter Kontrolle sei.
Viele Katholiken weltweit folgten dem Aufruf von Franziskus, für Benedikt zu beten. Die US-Bischofskonferenz etwa veröffentlichte ein Gebet für den 95 Jahre alten Benedikt bei Instagram; auch der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz äußerte sich in den sozialen Medien.
Gebete in Deutschland
In Deutschland schloss sich Kölns Erzbischof Rainer Maria Woelki – den Benedikt 2012 zum Kardinal gemacht hatte – dem Aufruf zum Gebet ebenso an wie andere Geistliche. Darunter waren etwa Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Limburg, der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx sowie Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg.
In Regensburg hatte Joseph Ratzinger – wie Benedikt mit bürgerlichem Namen hieß – an der Universität gelehrt; sein Bruder Georg starb dort im Juli 2020. In Benedikts oberbayerischem Geburtsort Marktl am Inn entzündete Franz Haringer, der Theologische Leiter des Geburtshauses von Ratzinger, eine Kerze für den erkrankten Papa Emeritus.
Zurückgezogenes Leben in den Vatikanischen Gärten
Kurz vor dem Tod des Bruders war Benedikt zuletzt in Deutschland; danach zog er sich endgültig in das Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten zurück. Dort machte sich das Alter immer mehr bemerkbar. Benedikt wurde körperlich schwächer und hatte immer größere Schwierigkeiten etwa beim Sprechen.
Von 2005 bis 2013 war Benedikt Papst, ehe er sich für einen Rückzug vom Pontifikalamt entschied. Zuvor war der als brillanter Theologe bekannte Deutsche mehr als zwei Jahrzehnte lang Präfekt der Glaubenskongregation und damit oberster Glaubenshüter der Katholiken. Viele Kritiker werfen ihm vor, die Kirche durch eine konservative Haltung nicht ausreichend geöffnet zu haben. Außerdem sorgten die Enthüllungen um Missbrauchsskandale – etwa während der Zeit als Erzbischof in München und Freising – für einen Schatten über seiner Vita.