Echte Überlebenskünstler in Neumarkt und dem Rest der Welt
Sie sind klein, unscheinbar und genügsam – begibt man sich auf Augenhöhe, kann man jedoch seltsame Miniwälder, leuchtende Farben und märchenhafte Formen entdecken. Die Rede ist von Flechten.
Flechten sind keine Pflanzen, sie sind ein Gebilde aus Pilz und Alge. Es gibt sie überall auf der Welt, insgesamt zählt man bis zu 25.000 Arten. Das Erstaunliche ist, dass sie mit Temperaturen von etwa minus 40 bis plus 80 Grad zurechtkommen. So kommt es, dass Flechten im Himalaya auf bis zu 7000 m Höhe zu finden sind und manche Arten sogar auf blankem Eis wachsen können. In der Antarktis findet man immerhin 200 Flechtenarten. Bei uns in Mitteleuropa sind 2.000 verschiedenen Arten beheimatet.
Flechten wachsen gerne auf Baumrinden – übrigens nicht als Parasit, sondern mehr als Untermieter, was dem Baum jedoch egal ist. Sie können aber auch auf Felsen oder auf Sand leben. Auch im Natura 2000 Gebiet „Binnendünen südlich von Neumarkt“ kann man verschiedene Flechten auf offenem Sandboden bestaunen. Ein Ausflug mit Lupe, einem Blick für die kleinen Dinge am Wegesrand und der angemessenen Vorsicht, um nicht darauf zu treten (vor allem bei Trockenheit!), lohnt sich also sehr.
Flechten können Lebensräume besiedeln, auf denen sich andere Lebewesen eher schwertun, das hat den Vorteil, dass sie dort nicht von größeren Konkurrenten verdrängt werden und sie bekommen genug Sonnenlicht ab, um Photosynthese zu betreiben. Flechten wachsen sehr langsam, meist nur wenige Millimeter im Jahr. Sie sind äußerst genügsam und können mit sehr wenigen Mineralstoffen leben, diese nehmen sie direkt aus der Luft auf oder lösen sie aus dem Untergrund. Das Wasser holen sie sich unmittelbar aus Regen, Tau oder Nebel – Wurzeln haben sie keine. Wenn die Umstände gerade nicht gut sind – es beispielsweise sehr trocken ist oder die Temperatur stark sinkt – können sie zu einem sogenannten latenten Leben übergehen und erst wieder „aufwachen“, wenn die Bedingungen sich verbessert haben. Flechten sind wahre Überlebenskünstler, allerdings benötigen sie saubere Luft – manche Arten mehr, manche weniger.
Wenn Sie kleine und große Lebewesen unserer Natura 2000 Gebiete – wie die Binnendünen bei Neumarkt, die Höhlen bei Velburg oder das Tal der Weißen Laber – genauer kennen lernen wollen, können Sie an einer Führung bei der Gebietsbetreuerin Carola Bierschneider (Landschaftspflegeverband Neumarkt i.d.OPf.) teilnehmen. Als Gruppe können Sie einen individuellen Termin ausmachen. Feste Termine für Führungen mit der Gebietsbetreuung finden Sie im Veranstaltungskalender des HAUS AM HABSBERG.


 
                                    






















