Wenn’s im Unterholz raschelt und zischt
Auf bis zu 90 Dezibel kommt er mit seinem Ruf, da macht er sogar Staubsauger und Presslufthammer Konkurrenz. Die enorme Lautstärke seiner Stimme, die man 500 Meter weit hören kann, würde man dem kleinen Kerlchen gar nicht zutrauen.
Die Rede ist vom Zaunkönig (Troglodytes troglodytes). Der selbstbewusste Vogel ist bei uns das ganze Jahr über zuhause und nach dem Sommer- und Wintergoldhähnchen unser drittkleinster Singvogel. Mit einer Körperlänge von nur 10 cm und einem Gewicht von 12g und seinem fast immer aufgestellten, wippenden Schwanz und seiner hüpfenden Fortbewegung ist er leicht zu erkennen. Durch seine braune Färbung ist er bestens an ein Leben im Wald angepasst. Gerne ist er zwischen Ästen und im dichten Brombeergebüsch unterwegs.
Hauptsache, es gibt genug Versteckmöglichkeiten für den kleinen Vogel, der immer auf der Suche nach tierischen Leckereien ist. Ob Spinnen, Milben oder Insekten, hier ist der Zaunkönig nicht besonders wählerisch.
Mancherorts wird er auch Schneekönig genannt, weil er sogar im Winter freudig zwitschert und ruft. Daher kommt auch das Sprichwort, sich „wie ein Schneekönig freuen“.
Doch warum eigentlich König? Eine Fabel liefert dazu die Erklärung: Angeblich wollten die Vögel einst einen König bestimmen. Derjenige, der am höchsten fliegen konnte, sollte es sein. Daraufhin flogen alle Vögel so hoch sie konnten, der Adler hielt am längsten durch. Als auch er sich wieder auf den Rückweg machte, flatterte aus seinem Gefieder ein kleiner Zaunkönig heraus und flog noch ein bisschen höher und rief „König bin ich!“ Zur Strafe dieses listigen Verhaltens wurde er in ein Mauseloch gesperrt, entkam jedoch wieder. Es gibt mehrere Abwandlungen dieser Geschichte, so auch bei den Gebrüdern Grimm.

Der Zaunkönig baut kugelförmige Lehm oder Moosnester, indem die Jungen blind und nackt zur Welt kommen. Nach etwa 10 bis 14 Tagen verlassen die Kleinen das Nest, werden jedoch vom Vater noch eine Zeit lang geführt, denn es lauern viele Gefahren. Nicht nur vom Boden aus durch Fuchs, Marder und Katze, sondern auch durch Falke und Sperber aus der Luft. Ganz mutige Zaunkönige vertreiben ihre Feinde mit einem lauten Zischen.
Bei besonders kalten Nächten im Winter kann es auch mal vorkommen, dass sich mehrere Zaunkönige in einem Nest zu einer Schlafgemeinschaft sammeln und dort eng aneinander gekuschelt schlafen. Ansonsten aber hält er sich als territorialer Einzelgänger lieber von anderen fern.