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Donnerstag, 23 Januar 2025
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Steckt mehr drin, als draufsteht?

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Der Trend zu ausgeschilderten Auszubildenden

„Ich lerne noch!“ war klein auf dem Namensschild von „Hr. Ferber“ zu lesen, welcher mir neulich in einem Geschäft als Verkäufer gegenüberstand. In solchen Situationen grüble ich regelmäßig, was „Mitarbeiter-Beschriftungen“ dieser Art eigentlich bezwecken sollen. Gleich vorab: Wenn Unternehmen ausbilden und somit zum Nachwuchs ihrer Branche beitragen, ist das in meinen Augen absolut zu begrüßen. Dass sich Firmen diesbezüglich engagieren, zeigen unter anderem „Wir bilden aus“-Schilder am Eingang oder Stellenausschreibungen in den Medien. Meines Wissens gibt es jedoch noch keine offizielle „Kennzeichnungspflicht“ für Menschen, die gerade eine Lehre absolvieren. Was mich zurück zu der Frage bringt: Was sollen Aussagen wie „Ich lerne noch!“, „Ich bin neu hier“ oder schlicht und einfach „Auszubildende(r)“ den Kunden signalisieren?

Im Internet gibt es unterschiedliche Meinungen zu solchen Zusätzen auf Namensschildern – manche empfinden sie als wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden und Hierarchien darzustellen. Andere sehen in ihnen eine degradierende Wirkung für Mitarbeiter am Karrierebeginn. Fakt ist: Die Botschaft „Ich bin ein Anfänger in diesem Job“ kann bei Kunden sehr verschiedene Reaktionen hervorrufen. Im besten Fall zeigen sie mehr Verständnis, wenn Fehler passieren. Womöglich suchen sie sich aber auch sofort einen anderen Ansprechpartner, wodurch der Nachwuchs keine Möglichkeit hat, sich zu beweisen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Im schlimmsten Fall sehen Kunden die Aufschrift „Auszubildende(r)“ als Rechtfertigung, Personal herablassend zu behandeln.

Früher, als Namensschilder seltener etwas über die Qualifikation verrieten, musste man als Kunde die Kompetenz des Personals einfach auf die Probe stellen. Ich habe dabei weder Auszubildenden noch anderen Mitarbeitern jemals übelgenommen, wenn diese bei speziellen Fragen fehlendes Wissen unumwunden zugaben und mich an Kollegen weiterverwiesen. Diese Art von Ehrlichkeit schätze ich mehr als „verheimlichte“ Inkompetenz, welche mich womöglich Geld, Zeit und Nerven kostet. Und letztendlich gibt es ja auch noch den gesunden Menschenverstand… Dieser sollte eigentlich vermuten lassen, dass ein Mitarbeiter der U20-Altersgruppe noch in der Ausbildung steckt und nicht so viel Wissen und Routine wie sein 30 Jahre älterer Kollege haben kann. Wozu braucht es also derartige Hinweise auf Namensschildern? Zumal selbst die offiziell angegebene Qualifikation nicht immer ein Garant für Kompetenz ist… Schon mehrmals erlebte ich, dass Abteilungsleiter sich äußerst begriffsstutzig zeigten, während Auszubildende derselben Firma meine Anfrage zügig umrissen und effektive Lösungen fanden. Wichtig ist eben nicht, was draufsteht, sondern was drinsteckt!

Nichtsdestotrotz rätsele ich regelmäßig, welche Signale Unternehmen zu senden hoffen, wenn sie auf Namensschildern Hinweise geben, die von Kunden unterschiedlich aufgefasst werden können. Womöglich steckt ein ganz besonderer Sinn dahinter, welcher sich mir bislang einfach nicht erschloss. Ich lasse mir das Konzept aber jederzeit gerne erklären – denn auch für mich gilt: „Ich lerne noch!“

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