Grüne und BI warnen vor massivem Landschaftsverbrauch durch ein mögliches ICE-Werk bei Pyrbaum
Früher als ursprünglich angekündigt entschied die Deutsche Bundesbahn, dass zwei der in der Region möglichen Standorte für das geplante ICE-Werk ausscheiden: Postbauer-Heng/Ezelsdorf und Mimberg/Schwarzenbruck. Doch das Aufatmen bei den Bürgerinitiativen hält sich in Grenzen. Manche glauben der Bahn noch nicht so recht – und in Pyrbaum ist die „Bedrohung“ nach wie vor vorhanden.
Der Standort im lediglich acht Kilometer entfernten Harrlach, Landkreis Roth, ist weiter in der „Lotterie“. „Die wenigsten machen sich eine Vorstellung davon, wie groß der Flächenbedarf ist“, sagt Verena Masopust von der Bürgerinitiative „Kein ICE-Werk bei Harrlach“. Der Pyrbaumer Ortsverband der Grünen unter Ortssprecher Siegfried Hauff und Karola Grau war zusammen mit Vertretern der BI Harrlach am Samstag bei einem Infostand am Pyrbaumer Marktplatz vertreten, um, wie Siegfried Hauff sagt, „die Bürger wachzurütteln“. In der Gemeinde Pyrbaum, so glauben die Grünen, „ist der Widerstand nicht da.“ Die Politik hätte noch keine klare Stellung bezogen.
Wenn die Deutsche Bundesbahn nun im Frühjahr 2022 die übrig gebliebenen Gebiete ins Raumordnungsverfahren aufnehme, glauben BI und Grüne, dass der Standort Harrlach weiter dabei ist. Mit in der „Verlosung“ sind auch noch die beiden Feuchter Standorte Muna Nord und Süd.
„Es wird Lichtvermüllung geben“, sagt Siegfried Hauff, „Lärm, zunehmenden Straßenverkehr und natürlich Landschaftsverbrauch“. Zudem müsste am Standort Harrlach massiv Wald gerodet werden. Verena Masopust von der Harrlacher BI versteht nicht, „wieso ausgerechnet das bundesweit zweitgrößte ICE-Werk nach Berlin in unsere Gegend kommen soll.“ Für alle anderen Werke habe die Bahn eigenes Betriebsgelände verwendet. Die Gegner des ICE-Werks würden sich wünschen, dass das Projekt auf einer Industriebrache entsteht – und in kleinerem Rahmen als geplant. Schließlich sind für Werk und Zufahrtsgleise an den verschiedenen Standorten ca. 130 bis 140 Hektar veranschlagt: „Die gesuchte Fläche ist halb so groß wie der Nürnberger Flughafen und achtmal so groß wie der Nürnberger Stadtpark – da wird einem mulmig dabei“, sagt Verena Masopust. „Die Bahn will ein großes, wirtschaftlich optimiertes Werk. Bürger und Natur bleiben auf der Strecke.“
Masopust rechnet hoch: „Wenn am geplanten Werk 25 Züge gewartet werden, dann haben die 800 Sitzplätze – da gibt es schon mal ein Transport-Problem.“ Das ICE-Werk in Köln, das oft mit dem geplanten Projekt verglichen werde, sei kleiner. Dort würden nur 15 Züge gewartet. Ein geplanter Standort in Altenfurt sei von der bayerischen Staatsregierung aus dem Programm genommen worden, weil 12000 Bürger von dem Projekt betroffen gewesen wären: „In Harrlach“, so befürchtet Verena Masopust potenzielle Überlegungen der Bahn, „sind es nur 145 Bürger.“
Am Freitag, 17. September, von 8 bis 12 Uhr organisieren Grüne und BI einen weiteren Infostand am Pyrbaumer Marktplatz – und am Samstag, den 18. September, gibt es ab 17 Uhr ein „Protestcamp“ am Sportplatz in Harrlach mit Abendspaziergang, Kundgebung und anschließendem Lichterzug durch das mögliche ICE-Werksgelände.