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Montag, 29 Mai 2023

Bitte nicht hören!

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Auch im Schlaf ist der Mensch „ganz Ohr“

So mancher Betroffene würde sich wohl gerne das aus Hotels bekannte „Bitte-nicht-stören“-Schild an seine Ohren hängen, um damit das Schnarchen des Partners, den Lärm von der Straße oder andere Umwelteinflüsse fernzuhalten. Für einen ruhigeren Schlaf brächte das jedoch genau so wenig wie ein Hinweis mit der abgewandelten Aufschrift „Bitte nicht hören!“ − die Ohren des Menschen lassen sich auch mit Aufforderung nicht einfach abschalten.

Selbst in Schlafphasen bleiben diese Sinnesorgane immer aktiv, nehmen Signale auf und geben sie an das Gehirn weiter. Die Auswirkungen sind aber sehr unterschiedlich: Mancher kann selbst bei lauteren Geräuschen seelenruhig schlummern, andere schreckt schon ein Fliegensummen aus dem Schlaf hoch. Fakt ist: Auch in Ruhephasen verarbeitet das menschliche Gehirn Signale, welche vom Ohr angeliefert werden − allerdings trennt es dabei wichtige von „unwichtigen“ Reizen.

In einer 2019 in Frankreich durchgeführten Untersuchung wurden Schlafenden Aufnahmen von zwei Stimmen vorgespielt, welche sich von Stimmlage und Sprechweise ähnelten. Die eine Stimme sprach sinnvolle, zusammenhängende Texte, die andere nur frei erfundene Fantasiewörter. Die Messungen ergaben, dass zumindest in den Phasen außerhalb des Tiefschlafs die Gehirne den „sinnvollen“ Texten mehr Aufmerksamkeit schenkten.

Die äußeren Reize werden also nach wie vor weiterverarbeitet, Evolutionsexperten begründen das mit der Tatsache, dass die schlafende Menschheit in den frühesten Stadien ihrer eigenen Geschichte noch mehr latenten Bedrohungen ausgesetzt war als der deutsche Durchschnittsbürger während seines Nickerchens. Was Schlafende heutzutage aufweckt, ist sehr individuell und kann durch Beruf, private Verpflichtungen oder einschneidende, persönliche Erfahrungen geprägt sein − die Mutter, welche vom Schreien ihres Kindes aufwacht, den wesentlich lauteren Güterzug aber immer verschläft, ist durchaus keine Seltenheit.

Ob man das Gehirn darauf trainieren kann, „weniger hinzuhören“, darüber sind sich Forscher uneins. In vielen Fällen hilft letztendlich, den Informationsfluss künstlich zu unterbrechen, sprich: Die Hörorgane weniger Einflüssen auszusetzen. Klassische Ohrenstöpsel, welche den Schall prinzipiell dämmen, gibt es im Handel in verschiedensten Formen und ästhetischen Stilen.

Zudem existieren seit einiger Zeit Modelle, die künstlich Geräusche erzeugen, welche auf den Schlafenden beruhigend wirken möchten − potentielle akustische Reize mit hohem „Aufweckfaktor“ sollen sozusagen überspielt werden. Wie schnell man sich an das Tragen der kleinen Geräte im Schlaf gewöhnt und wie sehr sich das eigene Gehirn mit diesen Tönen täuschen lässt, hängt vom Einzelnen ab.

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