Feiertage für jene, die nicht mehr unter uns weilen
Im Lauf der letzten Jahrhunderte wurden im christlichen Glauben mehr als eine Handvoll Menschen als Heilige verehrt – die Zahl stieg mit der Zeit so an, dass es durchaus schwierig wurde, jedem Heiligen einen eigenen Festtag zu widmen. Schon vor rund 2000 Jahren fanden deshalb regelmäßig Festivitäten statt, um „generell“ Verstorbenen und Heiligen zu gedenken. Die frühen Vorläufer des heutigen Allerheiligen-Feiertages wurden dabei oft in der Frühlingszeit zelebriert. Erst durch eine Kirchenweihung von Papst Gregor III. um 740 n. Christus wurde der Gedenktag in Rom auf den ersten November verlegt – sein Nachfolger Gregor IV. vereinheitlichte das Datum dann für alle Gläubigen in der gesamten Westkirche.
Im Jahr 2020 zeigt sich „Allerheiligen“ in gewisser Hinsicht nicht einheitlich – nur die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland feiern den Termin als gesetzlichen Feiertag, an welchem zum Beispiel keine Tanzveranstaltungen erlaubt sind. Viele andere europäische Nationen zeigen sich diesbezüglich „geschlossener“ und zelebrieren den 1. November landesweit ohne regionale Ausnahmen. In Schweden und Finnland gedenkt man den Heiligen immer am Samstag zwischen dem 31. Oktober und dem 6. November.
In Deutschland feiert man seit 2018 zudem den „Tag des Grabsteins“. Der dritte Samstag im Oktober ist jährlich einer uralten Tradition gewidmet: Bereits in der Antike stellte man für Verstorbene Steine an Gräberstraßen außerhalb der großen Städte auf. Erst später übernahm das Christentum diesen Brauch, bei dem sich gerade im Lauf der letzten Jahrzehnte einiges getan hat. Wer sich auf den Friedhöfen der Region umsieht, bemerkt eine gewisse Entwicklung bei Grabsteinen – so wurde unter anderem das Repertoire an Materialien spürbar erweitert. Während Granit, Marmor & Co. weiterhin viele Modelle als Basiskomponenten prägen, werden verstärkt „neue“ Elemente eingesetzt, um vom klassischen Bild des rechteckigen Steines mit Inschrift abzuweichen.
Geschwungene Formen, welche mit Natursteinen ebenfalls gut umsetzbar sind, werden immer beliebter – durch Kombination unterschiedlicher Steinarten lassen sich hier stilvolle Alternativen zu der verbreiteten Form einer durchgehenden „Tafel“ schaffen. Immer öfter sieht man auch Modelle, welche in ihrer Gestaltung bewusst Lücken kreieren – z.B. durch versetzt angeordnete Steinelemente. Dieser Zwischenraum wird gerne genutzt, um neue Materialien einfließen zu lassen: Kreuze z.B. aus Edelstahl oder eingelassene Wasser- oder Sonnensymbole aus frostsicherem Glas setzen im Gesamtbild eines Grabsteines nicht nur ästhetische Akzente, in gewisser Weise können Angehörige damit auch verdeutlichen, wie der Verblichene das Leben sah.
Bevor die Wahl auf ein spezielles Modell fällt, sollte man sich jedoch erkundigen, welche Vorschriften es am betreffenden Friedhof zu Grabsteinen gibt. Während manche Kommunen nur Vorgaben bezüglich der Größen machen, schreiben andere auch explizite Gestaltungsrichtlinien vor. Auch hier passt wieder die Überschrift dieses Artikels: Nicht alle sind sich einig über „alles, was heilig ist“.