Inklusive Projekte am Sonderpädagogischen Förderzentrum
Wie in der letzten Wochenblatt-Ausgabe bereits berichtet, feierte das Sonderpädagogische Förderzentrum (SFZ) Mitte Mai offiziell seine Einweihung, nachdem es bereits rund eineinhalb Jahre in Betrieb war. Rund 145 Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf lernen am Kurt-Romstöck-Ring in direkter Nachbarschaft zum Ostendorfer Gymnasium, welches an den Neubau angebunden ist. Diese räumliche Nähe soll unter anderem „gelebte Inklusion“ ermöglichen.
„Unsere Schülerinnen und Schüler haben zwar keinen regulären Unterricht zusammen mit den Gymnasiasten, aber es gibt viele gemeinsame Projekte, bei denen sowohl Kinder und Jugendliche als auch Lehrer Hand in Hand arbeiten“, erklärt SFZ-Leiter Christian Schwab. Dazu gehörten in den vergangenen Jahren zum Beispiel ein Spendenlauf, die Gymnasiasten präsentierten am „Vorlesetag“ im Förderzentrum Texte und haben zudem die Möglichkeit, Sozial-Praktika im Förderzentrum zu absolvieren. Des weiteren treffen sich jeden Dienstagnachmittag Sechstklässler von SFZ und Ostendorfer zum gemeinsamen Kochen. Ein Ziel dieser Kooperationen ist es, Berührungsängste zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen abzubauen – wobei diese in vielen Bereichen laut Christian Schwab gar nicht existieren. „Ich habe hier schon miterlebt, wie sich Gymnasiasten auf der Treppe locker über ihre letzte Unterrichtsstunde unterhielten und dann ganz natürlich eine unserer Schülerinnen gefragt haben, was bei ihr momentan in der Klasse ansteht.“ Auch wenn letztere von Stoff aus dem Bereich der Sonderpädagogik sprach, sei die Unterhaltung komplett wertefrei abgelaufen – vielleicht am ehesten vergleichbar mit einem Mittagspausen-Talk zwischen Mitarbeitern verschiedener Firmen, die zwar in derselben Branche aber an unterschiedlichen Projekten arbeiten.
Wenn heutzutage eine Schuleinrichtung neu gebaut wird, fließen in vielen Fällen neue pädagogische Konzepte in die Architektur mit ein – dazu gehört z.B. die Idee, zwischen den eigentlichen Klassenzimmern „Begegnungsräume“ zu schaffen, die Gruppenarbeiten und andere Aktivitäten ermöglichen. Im neu gebauten Förderzentrum wurden von den Planern noch weitere „Kniffe“ verwendet, welche eine effiziente Nutzung ermöglichen sollen – zum Beispiel sind alle Stockwerke in unterschiedlichen Farben gehalten, damit sich Schülerinnen und Schüler leichter orientieren können.
Bereits im vergangenen Sommer konnte das SFZ in den neuen Räumen seine erste Abschlussklasse präsentieren – für die Absolventen des sogenannten theorieentlasteten Mittelschulabschlusses kann es danach z.B. mit einer Lehre oder einem Berufsvorbereitungsjahr weitergehen. Eines haben laut Christian Schwab die SFZ-Schüler mit Abgängern anderer schulischer Einrichtungen gemeinsam: Nach dem Erhalt des Abschlusszeugnisses benötigen viele von ihnen erst mal eine gewisse Zeit, um sich beruflich zu orientieren.