Viel Platz zum Austausch – nicht nur für angehende Ökomanager
Wer aktuell etwas baut und oder umbaut, hat vermutlich schon die Erfahrung gemacht: Momentan ist nicht die „einfachste“ Zeit, um kleine oder gar große Projekte in diesem Bereich zu stemmen. Die Pandemie in den vergangenen beiden Jahren und die aktuelle Ukraine-Krise sorg(t)en teilweise für Materialknappheit auf Baustellen in der Region. Umso erfreulicher ist es, dass die größte laufende Maßnahme der Stadt Neumarkt bislang nur wenig von den Schwierigkeiten tangiert zu werden scheint: Am Freitag vergangener Woche konnte für den Hochschulcampus am Residenzplatz Richtfest gefeiert werden – und aktuell, so die verantwortlichen Planer, läge man im Kostenrahmen. Bislang wurden rund 40 Prozent der nötigen Gewerke ausgeschrieben, zum Start des Wintersemesters 2024 / 2025 möchte man den Bau an die neuen Nutzer übergeben.
In den vergangenen Jahren betonte Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann mehrfach, welche Bedeutung das Projekt im Herzen Neumarkts seiner Ansicht nach für die Entwicklung der Jurastadt habe – schließlich sei seit Jahrzehnten ein großes und erklärtes Ziel der Stadtpolitik, „echtes Hochschulflair“ in die Kommune zu bringen. Dabei geht es jedoch nicht prinzipiell darum, Studenten in die Stadt zu holen – denn diese weilen im Grunde schon länger hier: Rund 120 von ihnen sind seit einigen Jahren übergangsweise im Haus St. Marien untergebracht – als Teil des von der TH Nürnberg neu geschaffenen Bachelor-Studiengangs „Management in der Ökobranche“. Von dem Neubau neben dem Reitstadel versprechen sich die Verantwortlichen der Stadtspitze, dass die Studierenden das Hochschul-Feeling stärker vor Ort verbreiten und die örtliche Wirtschaft zunächst als Kunden und später optimalerweise als Fachkräfte beehren. Bei bisherigen Versuchen, Neumarkt als Studienstandort zu etablieren, „krankten“ diese stellenweise daran, dass die Studenten nur tage- oder gar stundenweise Vorlesungen in der Jurastadt hatten, danach aber zügig wieder in ihre eigentlichen Lern- und Lebensorte verschwanden.
Beim Richtfest vergangene Woche konnten sich Interessierte von dem neuen Projekt ein Bild „im Rohbau“ machen – im Rahmen der Maßnahme entstehen auf drei Stockwerken unter anderem ein Hörsaal für rund 100 Personen, mehrere kleinere Räume für Seminare, Gruppenarbeiten und Aktionen, ein Foyer mit Lichthof sowie ein EDV-Labor für ca. 30 Personen. Das Architekturkonzept, welches viele Möglichkeiten für spontane Treffen und Aktionen in multifunktionalen Arealen bietet, scheint ein bisschen von den Firmenzentralen großer Konzerne wie Google, Pixar & Co. inspiriert zu sein und wurde in der Region auch schon in artverwandter Weise z.B. beim Neubau des Willibald-Gluck-Gymnasiums realisiert.
Zur Maßnahme gehört auch die Erweiterung der Tiefgarage am Residenzplatz, welche bereits zu Beginn in Angriff genommen wurde, und die Errichtung von Wohnungen für 24 Studierende an der Kaminfegergasse – dafür sollen ab März 2023 die Holzarbeiten beginnen. Insgesamt 10,4 Millionen Euro wurden veranschlagt – die aufgrund der angespannten Weltlage steigenden Materialpreise haben hier aber vermutlich „das letzte Wort“. Auch neben der Baustelle wird für mehr „Hochschulflair“ gearbeitet – in einem bislang als Kinderhort genutzten Gebäude wird ein Digitallabor für die Nutzung durch Studierende der OTH Amberg-Weiden eingerichtet.