Deggendorf (dpa/lby) – Seit April läuft in Deggendorf die Wiederaufnahme eines Mordprozesses – Plädoyers und Urteil sind bereits mehrfach anberaumt und wieder vertagt worden. Auch in dieser Woche steht zunächst wieder eine zusätzliche Zeugenaussage an. Nachdem am vorvergangenen Freitag der Bruder des 28-jährigen Angeklagten eine überraschende Aussage gemacht hatte, soll am Montag (09.00 Uhr) vor dem Landgericht Deggendorf noch einmal der ehemals beste Freund des Angeklagten gehört werden.
Der Angeklagte hat im Oktober 2016 in Freyung im Bayerischen Wald seine Ex-Freundin und Mutter seines Sohnes getötet. Dafür ist er 2017 vor dem Landgericht Passau wegen Totschlags rechtskräftig zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden.
Weil in dem damaligen Verfahren zwei Zeugen zu seinen Gunsten falsch ausgesagt hatten – unter anderem der nun geladene einstmals beste Freund – wurde das Verfahren auf Antrag der Staatsanwaltschaft Deggendorf wieder aufgenommen. Das dortige Landgericht befand, es sei nicht auszuschließen, dass die Passauer Richter 2017 ohne die Falschaussagen ein Mordurteil gesprochen hätten und ließ den Antrag zu. Dem Angeklagten, einem Deutschen, droht nun eine härtere Strafe.
Die beiden Zeugen waren für ihre Falschaussagen 2019 vor dem Amtsgericht Passau zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. In dem jetzt laufenden Wiederaufnahmeverfahren gelten sie als Schlüsselzeugen. Ob das Urteil, wie eigentlich vorgesehen, am 1. September gesprochen wird, ist offen.