München (dpa) – Der Justizpalast in München hat eine bewegte Geschichte: Am 19. April 1943 fand dort der zweite Prozess gegen Mitglieder der Weißen Rose statt, in dem die Mitstreiter der schon zwei Monate zuvor ermordeten Geschwister Hans und Sophie Scholl, Kurt Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell zum Tode verurteilt wurden.
Es dürfte eine der dunkelsten Stunden gewesen sein in der Geschichte des beeindruckenden Gebäudes in der Münchner Innenstadt, das nun auf 125 Jahre zurückblicken kann. Das Justizministerium feiert dieses Jubiläum am Samstag (10. September) mit einem Tag der offenen Tür.
«Vor 125 Jahren hat der Architekt Friedrich von Thiersch mit dem Münchner Justizpalast ein Symbol für die Unabhängigkeit der Justiz geschaffen», sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU). «Das Gebäude wurde insbesondere errichtet, um dem Öffentlichkeitsprinzip – einer tragenden Säule des Rechtsstaats – durch größere Sitzungssäle besser Rechnung zu tragen. Die Nationalsozialisten haben das Haus später zu einem menschenverachtenden Ort des Unrechts gemacht.»
Die Dauerausstellung «Willkür im Namen des Deutschen Volkes» soll heute noch im sogenannten «Weiße-Rose-Saal», in dem die Todesurteile gesprochen wurden, an die Opfer des Unrechts-Regimes erinnern.
Heute werden im Justizpalast zwar hauptsächlich Zivilprozesse des Landgerichts München I verhandelt, in der Vergangenheit gab es dort aber auch mindestens einen Aufsehen erregenden Strafprozess: «Heute ist die unabhängige Justiz eine tragende Säule von Demokratie und Rechtsstaat», sagte Eisenreich. Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß etwa bekam zu spüren, was es bedeutet, wenn man gegen die Regeln dieses Rechtsstaats verstößt, als er 2014 im Justizpalast wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.