Nürnberg (dpa/lby) – Fachleute untersuchen gerade die marode Zeppelintribüne auf dem ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Stein für Stein prüfen die Expertinnen einer Spezialfirma aus Bamberg die 370 Meter lange und 20 Meter hohe Tribüne und vermerken die einzelnen Schäden. Im Juni nächsten Jahres werde die Arbeit beendet sein, sagt Restauratorin Heike Wolter. Dann wollen die Fachleute eine Empfehlung abgeben, wie die Bauwerke ausgebessert werden könnten.
Von 1933 bis 1938 inszenierten die Nazis auf dem weitläufigen Gelände im Südosten der Stadt ihre propagandistischen Reichsparteitage, zu denen für eine Woche Hunderttausende Parteimitglieder und Zuschauer nach Nürnberg kamen. Die Zeppelintribüne und das Zeppelinfeld sind die einzigen Bauwerke, die die Nationalsozialisten auf dem elf Quadratkilometer großen Areal fertigstellten und nutzten.
Große Teile davon sind aber baufällig und mit Zäunen abgesperrt, weil herabstürzende Mauerteile Menschen verletzen könnten. Rund 300 000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt kommen nach Angaben der Stadt jedes Jahr zum ehemaligen Reichsparteitagsgelände, um sich dort über die NS-Vergangenheit zu informieren. Für rund 85 Millionen Euro will die Stadt die Bauwerke nun so ausbessern lassen, dass diese in ihrem heutigen Zustand erhalten bleiben und gefahrlos betreten werden können.
Eine große Herausforderung sei dabei, wie man mit dem schwierigen Erbe umgehe, erläutert Hans-Joachim Wagner, Leiter der zuständigen Stabstelle der Stadt. Die Bauwerke sollten gesichert, aber nicht grundlegend saniert werden. Auch welche Materialien und Verfahren sich eigneten, sei noch offen. «Wir sind mitten im Prozess.» Voraussichtlich 2024 könnten die Bauarbeiten beginnen. Diese sollen mehrere Jahre dauern.