Podgorcia (dpa) – Der Kandidat der neuen Partei «Europa Jetzt!», Jakov Milatovic, hat die Präsidentenwahl in Montenegro klar gewonnen. Der vom proserbischen Lager unterstützte Polit-Neuling brachte bei der Stichwahl am Sonntag nach Angaben von Wahlforschern 59 bis 60 Prozent der Wähler hinter sich. Der prowestliche Amtsinhaber Milo Djukanovic musste sich demnach mit 40 bis 41 Prozent der Stimmen begnügen.
Das Ergebnis sei «keine Überraschung», sagte der Leiter des Meinungsforschungsinstituts Damar, Vuk Cadenovic, am Montagmorgen. Milatovic vermöge es, die Gegner von Djukanovic in einer großen Bandbreite für sich zu mobilisieren. Angesichts des Gegenwindes und seiner langen Präsenz in der Politik habe sich jedoch Djukanovic «nicht schlecht» geschlagen, fügte er hinzu.
Der abgewählte Präsident gratulierte noch in der Wahlnacht seinem Nachfolger. «Das Ergebnis ist, wie es ist, und manchmal verliert man auch Wahlen», sagte er am späten Sonntagabend vor Anhängern in Podgorica. Die Bewahrung eines zivilen, multi-ethnischen Montenegros bleibe weiterhin seine Berufung.
Milatovic ließ sich von Anhängern am Sitz von «Europa Jetzt!» feiern, die in Chören riefen: «Milo (Djukanovic), es ist vorbei!» Der Wahlsieger sagte: «Dieser Sieg wird Montenegro verändern.» Kriminalität und Korruption werde es in der Politik des Landes nicht mehr geben. Der Weg nach Europa bleibe Priorität.
Mit dem Präsidentenwechsel geht in Montenegro eine mehr als drei Jahrzehnte währende Ära zu Ende, in der Djukanovic über weite Strecken die Politik des kleinen Balkanlandes an der Adria bestimmt hat. Der 61-Jährige hatte die ehemalige jugoslawische Teilrepublik 2006 in die Unabhängigkeit und 2017 in die Nato geführt. Zugleich war seine Herrschaft immer wieder auch von Korruption, Vetternwirtschaft und Nähe zum organisierten Verbrechen überschattet.