Hannover (dpa) – Wei sie den Unfalltod von zwei kleinen Jungen verursacht haben soll, steht eine 40-Jährige von diesem Freitag (9.00 Uhr) an wegen Mordes vor dem Landgericht Hannover.
Der Frau wird vorgeworfen, sich auf einer Straße in Barsinghausen ein verbotenes Autorennen mit einem mitangeklagten 40-Jährigen geliefert zu haben. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit entgegenkommenden Autos. Der Wagen einer vierköpfigen Familie wurde auf einen Acker geschleudert, die zwei und sechs Jahre alten Kinder auf der Rückbank starben. Zudem wurden mehrere Personen verletzt, darunter auch die mutmaßliche Unfallverursacherin.
Tempo 180 statt 70
Dem 40-Jährigen wird unter anderem Beihilfe zum Mord und zur gefährlichen Körperverletzung zur Last gelegt. Beide Angeklagten sollen am Nachmittag des 25. Februar 2022 mit ihren hochmotorisierten Fahrzeugen mit circa 180 Stundenkilometern auf der einspurigen Straße nebeneinanderher gerast sein – erlaubt war auf dieser Strecke nur Tempo 70.
Mit Anklageerhebung hatte die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen die mutmaßliche Unfallverursacherin beantragt. Die Polin wurde demnach am 20. September 2022 nach internationaler Fahndung in Polen festgenommen.
Laut Anklage soll die 40-Jährige einen Unfall mit tödlichem Ausgang für die Insassen der ihr entgegenkommenden Fahrzeuge billigend in Kauf genommen haben. Zur Tatbegehung sei der eigene Pkw verwendet und damit das Mordmerkmal des Einsatzes eines «gemeingefährlichen Mittels» erfüllt worden. In Bezug auf die verletzten Insassen der anderen Autos wird ihr gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Beide Angeklagte müssen sich zudem wegen der Teilnahme an einem verbotenen Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge sowie Gefährdung des Straßenverkehrs verantworten.
Am ersten Prozesstag steht die Verlesung der Anklage auf dem Programm. Außerdem wird den beiden 40-Jährigen die Gelegenheit gegeben, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Darüber hinaus sollen einer Gerichtssprecherin zufolge Polizisten, die an der Unfallstelle waren, als Zeugen gehört werden. Für den Prozess sind insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte nach dieser Planung am 30. März gesprochen werden.