Was die Gegner des B299-Ausbaus bewegt
Ulrich Badura
Ist eine dreispurige Bundesstraße sicherer als eine zweispurige? Dies ist eine der Kernfragen, welche aktuell nicht nur Einwohner von Stauf und Woffenbach beschäftigt. An den beiden Neumarkter Stadtteilen ist eine Erweiterung der B299 geplant – nur ein Baustein eines 50 Millionen Euro teuren Projektes, welches die Bundestraße zwischen Neumarkt und Beilngries „verkehrsgerecht“ ertüchtigen will. Doch das Prädikat „verkehrsgerecht“ verdient die Strecke laut Gegnern des Ausbaus schon jetzt: „Von einem Nadelöhr kann keine Rede sein“, betont Gabriele Bayer (B´90/Grüne). Sie vertritt das Aktionsbündnis „B299 – bürgerbeteiligt – zukunftsgerecht“, welches im Spätherbst 2020 gegründet wurde und neben Bürgerinitiativen der beiden Stadtteile auch Vertreter diverser Parteien und naturinteressierte Bürger zu den Mitgliedern zählt.
Dass auf einer einspurigen Fahrbahn z.B. ein vorausfahrender Traktor oder LKW manche Verkehrsteilnehmer zu riskanten Überholmanövern animiert, kann auch auf der B299 oft beobachtet werden. Die Vertreter des Aktionsbündnisses sehen jedoch in dem Ausbau der Bundestraße eher eine weitere Steigerung der Unfallgefahr – auch durch höhere Fahrgeschwindigkeiten. Sie fordern unter anderem eine durchgängige Tempobeschränkung auf 80 Stundenkilometer im Stadtgebiet und einen Planungsstopp für die Erweiterung.
Auch das Argument der größeren Zeitersparnis gilt in ihren Augen nicht – schon jetzt könne man zu den meisten Zeiten via B299 schneller um Neumarkt herumfahren als auf dem Weg durch die Jurastadt – einige wenige Engstellen würden gerade bzw. bald beseitigt und den Verkehrsfluss weiter verbessern. Die bundesweit vielgehörte Forderung, mehr Güter auf Schienen zu transportieren, mache zudem Ausbaumaßnahmen von Straßen immer weniger sinnvoll. Klar ist aber auch: Würde dieser Ansatz so oft umgesetzt wie in den Mund genommen, riefe dies wiederum Anwohner von Bahntrassen noch stärker auf die Barrikaden.
Bei einer Demonstration konnte das Aktionsbündnis vor einigen Wochen rund 150 Teilnehmer versammeln, aktuell rede man mit diversen Bundestagsabgeordneten. „Ein geplantes Gespräch mit Vertretern von Stadt, Landkreis und Bauamt wurde wegen der Pandemie abgesagt“, so Bayer – da es vorrangig um die Information und Darstellung von Standpunkten geht, herrscht beim Aktionsbündnis Unverständnis, warum sich ein solcher „runder Tisch“ nicht als Videokonferenz realisieren lässt – die Bündnismitglieder kommunizierten selbst regelmäßig auf diesem Weg.
Dass Projekte dieser Art Widerstand vor Ort hervorrufen, ist nichts Neues – oft lässt sich jedoch beobachten, dass der Protest schnell leiser wird oder verstummt, wenn z.B. die Stromtrasse oder das Gewerbegebiet nicht vor der „eigenen Haustür“, sondern zwei Orte weiter realisiert wird. „Wir sind realistisch: Natürlich wird es auch bei uns Mitglieder geben, welche hauptsächlich um die Ruhe im Garten oder den Wert ihres Grundstückes besorgt sind“, erklärt Bayer, „doch diese dürften die Ausnahme sein – die Eingriffe in die Natur liegen den meisten mehr am Herzen.“ Nicht zuletzt wolle man das Aktionsbündnis bis nach Beilngries ausweiten und nehme dafür aktuell Arbeit in Kauf, welche nicht nötig wäre, wenn reines „Kirchturmdenken“ vorherrschen würde.