Bewegte Geschichte der Christuskirche Neumarkt und zukünftige Pläne
In ihrer rund 350 Jahre alten Historie war die heutige Christuskirche am Rande der Neumarker Altstadt nicht immer ein Gotteshaus. Nachdem sie lange Zeit als Kirche des örtlichen Kapuzinerklosters gedient hatte, wurde sie „verweltlicht“ und für unterschiedlichste Zwecke genutzt.

Eine Zeit lang war sie Lazarett, temporär wurde an dem Ort eher Brot gebacken statt „Brot gebrochen“ – ein Teil des Gebäudes diente als Bäckerei. Immer wieder wurde das Haus an die Bedürfnisse der jeweiligen Zeit und an seine Nutzer angepasst und dabei letztendlich auch zerteilt – nun steht ein weiterer Umbau bevor, welcher die Christuskirche im Grunde mit sich selbst „vereint“.
Denn wo der heutige Kirchenraum hinter dem Altar endet, ging er früher noch weiter: Jenseits der Wand mit Jesuskreuz befindet sich ein u.a. für Chorproben genutzter Raum im ersten Stock und die Zimmer einer ehemaligen Mesnerwohnung im Erdgeschoss. Wobei zahlreiche verwinkelte Treppen zwischen Altarraum, Sakristei und „Hinterstübchen“ leicht darüber hinwegtäuschen, dass vieles letztendlich auf einer Höhenebene mit dem Fußboden liegt, auf dem die Sitzbänke für Kirchenbesucher stehen. Die abgetrennten Räumlichkeiten sollen bei dem geplanten Umgang mit dem jetzigen Kirchenraum „eins“ werden.
„Die heutige Christuskirche ist größtenteils ein ‚Ergebnis‘ der 1930er Jahre – dass der Altar und auch die Kanzel erhöht positioniert sind, hängt nicht nur mit der Sichtbarkeit zusammen, sondern auch mit der Tatsache, dass Glauben mit viel Demut praktiziert und oft ‚nach oben‘ gebetet wurde“, so Pfarrer Michael Murner.
Die aktuellen Bedürfnisse der Gläubigen, welche vor dem Planungsstadium von den Gemeindemitgliedern in Erfahrung gebracht wurden, machen unter anderem eine Barrierefreiheit nötig: Eltern mit Kinderwagen, Senioren mit Gehhilfen, Menschen im Rollstuhl – sie alle sollen nach dem Umbau ohne Treppen zu dem neuen, offenen Altar gelangen, aber auch in den hinzukommenden Teil des Kirchensaals.
Dieser zusätzliche Platz kann für eine Vielzahl von Zwecken genutzt werden – von der Taufe über den Konfirmanden-Unterricht bis zum Kammermusikabend. „Unsere Chöre saßen bei längeren Gottesdiensten bisher in den ersten Kirchenbankreihen, sie können in Zukunft auf der anderen Seite des Altars auf den nächsten Auftritt warten“, erklärt Murner.
Eine Sanierung der Bausubstanz der Christuskirche wäre ohnehin nötig gewesen und hätte rund 2,7 Millionen Euro gekostet. Mit dem nun geplanten Umbau für geänderte Gemeinde-Bedürfnisse liegen die Investitionskosten insgesamt bei rund 3,5 Millionen, wobei die Landeskirche aber auch die Stadt Neumarkt die Maßnahmen bezuschussen. „Wir sind dafür sehr dankbar, ohne das ginge es nicht“, betont Michael Murner. Die Bauanträge liegen aktuell bei der Kommune, im Frühling hofft man, die nötigen Handwerkerleistungen ausschreiben zu können.
„Es ist auch für uns ungewohnt“, erklärt die betreuende Architektin Stephanie Sauer vom Büro Brückner und Brückner, „momentan werden wir öfter gebeten, Kirchen eher zu verkleinern als zu vergrößern.“ In manchen Gegenden Europas wurden Gotteshäuser aufgrund schwindender Gemeindemitgliederzahlen bereits komplett aufgegeben und dienen als Buchhandlungen, Bäckereien oder Aufnahmestudios. Der Weg zurück zum „Ort des Glaubens“ ist – wie Neumarkt zeigt – aber niemals ganz ausgeschlossen.