Im Winter den Borkenkäfer bekämpfen
Mit einer gewissen Gleichmäßigkeit lässt sich in Wäldern des Landkreises Neumarkt aktuell dieses Bild beobachten: Fichten, bei denen die Kronen zwar noch halbwegs grün wirken, darunter jedoch blättert sichtbar die Rinde ab. Ein relativ sicheres Zeichen dafür, dass hier der Borkenkäfer Einzug gehalten hat. Der Sommer 2022 brachte mit seinen Trockenperioden ein massives Wachstum der Käferpopulation mit sich. Vielerorts konnten die Fichten nicht genügend schützendes Harz entwickeln – ein gleichzeitiger Angriff von einigen hundert Käfern reicht nach Expertenmeinung dann aus, um die Abwehrkräfte eines Baumes zu überwinden.
Wenn Fichten mit den oben genannten Anzeichen befallen sind, sind sie im Grunde nicht mehr zu retten – deshalb sollten sie bis nächsten März aus dem Wald entfernt werden, um in den Sommermonaten 2023 eine weitere Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern. Zwar überwintert letzterer teilweise auch im Boden, doch das Fällen betroffener Bäume könne nach Einschätzung von Forstexperten die Lage zumindest entschärfen. „Wir sind 2022 im Landkreis Neumarkt aufgrund des hier herrschenden Klimas noch relativ glimpflich davongekommen“, betont Horst-Dieter Fuhrmann, Bereichsleiter am Amt für Ernährung, Landschaft und Forsten Amberg-Neumarkt. In trockeneren Regionen wie dem Frankenwald oder Teilen Thüringens und Hessens konnte der Borkenkäfer sich flächenbrandartig ausbreiten und für katastrophale Zustände sorgen.
Für eine weitere Entschärfung der Problematik wäre es wünschenswert, dass der kommende Winter schneereich ausfällt. Der relativ regnerische September mag andere Teile der Natur gut bewässert haben, bei den Wurzeln der Fichten kam jedoch davon wenig an. „Wir hören von Waldbesitzern, die aktuell pflanzen, dass nur die ersten 4 bis 5 Zentimeter unter der Oberfläche feucht sind, darunter aber Trockenheit herrscht“, so Fuhrmann.
Was dem Borkenkäfer prinzipiell in die Hände spielt, sind Wälder, in denen quasi Fichte an Fichte steht – davon gibt es noch vereinzelte im Landkreis Neumarkt, in vielen Forstgebieten wurde die „Durchmischung“ z.B. mit Laubbäumen aber bereits vorangetrieben. „In Regionen mit vielen Waldbesitzern und zahlreichen kleinen Arealen kümmern sich die Eigentümer oft nicht mehr so stark um ihre Flächen“, erklärt Horst-Dieter Fuhrmann. Zudem dürfe auch nicht außer Acht gelassen, dass es im Forstbereich im Grunde eine Menschen-Generation dauert, bis eine Monokultur so durchmischt ist, dass Borkenkäfer weniger Chancen haben.