Berger Ortsteile stehen im Fokus eines Mundart-Projektes
Wenn Sie von Beckahuf Richtung Riadam fahren und sich nach dem Fluss rechts halten, kommen Sie direkt nach Luderbo. Das Navigationssystem in Ihrem Wagen dürfte diese Orte nicht kennen, alteingesessene Einwohner Bergs schon eher. Es handelt sich um mundartliche Formen von Ortsnamen, hier um die Dialektpendants von Beckenhof, Richtheim und Loderbach. Diese stehen momentan im Fokus eines bayernweiten Projektes, welches auch in der Gemeinde Berg durchgeführt wird. Dafür besuchte die Forscherin Sabine Seebauer-Schönleber die Region, um mit einem Audiorekorder Ortsnamen aus dem Mund von „Native Speakern“ des Landkreises Neumarkt aufzunehmen. Die Clips werden zugeschnitten und sollen bald mit einer Online-Landkarte verknüpft werden, um die Dialektversionen für alle Internetnutzer zugänglich zu machen. Zudem sollen sie Basis für weitere Forschungen bilden. Die Aktion wird vom Bayerischen Heimatministerium unterstützt.
Vor kurzem interviewte Seebauer-Schönleber die Kulturbeauftragte der Gemeinde Berg, Christine Riel-Sommer. Letztere ist auch als Brauchtumspflegerin engagiert und sprach für das Projekt 34 Ortsnamen ins Mikrofon, darunter z.B. Hosla (Haslach), Irlashuf (Irleshof) und Kinbo (Kettenbach). Bei manchen Dialekt-Ortsnamen ist relativ einfach zu erkennen, welcher „hochdeutsche“ Teil der Gemeinde Berg gemeint ist. Bei anderen gelingt dies nur mit sehr viel Fantasie – wobei „laut aussprechen“ durchaus hilfreich sein kann. Um die Tonaufnahmen so authentisch wie möglich durchführen zu können, ließ sich Christine Riel-Sommer von alteingesessenen Einwohnern auch die von ihnen gepflegte Aussprache erklären – und merkte dabei, dass es sogar von Ortsteil zu Ortsteil Unterschiede geben kann. Da Berg zwischen zwei Regierungsbezirken eingebettet ist, können Mundart-Namen in den näher an Franken gelegenen Gegenden anders klingen als in den Oberpfalz-nahen Bereichen. Und ohnehin unterliegen die Bezeichnungen einem ständigen Wandel. „Ich habe das bei einem der historischen Hausnamen gesehen, mit denen Anwohner bestimmte Gebäude im Dorf betiteln“, erzählt Riel-Sommer. „Da gab es einen Begriff, der über die Jahrhunderte hinweg immer wieder in den Dokumenten auftauchte – immer leicht verändert, aber der Ursprung und das gemeinte Haus waren stets identifizierbar.”
Das Projekt ist auf vier Jahre ausgelegt und läuft bereits seit 2021. Es wird als Kooperation der Kommission für bayerische Landesgeschichte mit dem Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e. V. durchgeführt. Dass die Mundart-Bezeichnungen irgendwann nur noch auf der erwähnten Online-Landkarte zu hören sein werden, im tatsächlichen Sprachgebrauch aber aussterben, bezweifelt Christine Riel-Sommer. Dialekt flache im Alltag zwar prinzipiell ab, dennoch würden auch junge Menschen hin und wieder die Orts- und Hausnamen in „O-Ton Süd“ verwenden, insbesondere in Kirwagruppen und anderen Brauchtum-orientierten Vereinen.