Familie Kastner in Fribertshofen hat ihre Ölpresse vom Nachbarn übernommen
Leinöl vom Samen bis zur Abfüllung stellt die Familie Kastner im südlichen Landkreis seit 2019 her. Dazu nötig ist eine Leinölpresse, die seit dieser Zeit bei den „Hofbauern“ steht, wie sich das Anwesen im Berchinger Ortsteil Fribertshofen 29 nennt. Der Leinölanbau war für Bettina und Anton Kastner neu, als sie die Mühle vom Nachbarn, der Familie Weigl, übernahmen.
Diese hatte schon seit 25 Jahren in Fribertshofen Leinöl gepresst und suchte einen Nachfolger. Nach kurzer Überlegungszeit entschlossen sich die Kastners, Leinöl zu produzieren. Sie hatten „schweren Herzens“, wie Bettina Kastner im Gespräch mit dem WOCHENBLATT berichtet, 2016 ihre Saatgutvermehrung aufgegeben, bei der sie das Getreide anbauten, welches andere säen. Zusätzlich waren mal Mastschweine auf dem Hof, den Bettina und Anton im Jahre 2005 von Bettinas inzwischen verstorbenem Vater Johann und von Mutter Maria übernahmen. „Ganz früher hatten die Eltern auch noch Kühe“, erzählt Bettina Kastner. „Mama und Papa haben den Betrieb aufgebaut und mir hat es schon immer viel Freude gemacht, durch die Felder zu streifen, die Natur zu erleben, zu sehen, was wächst.“
Nun, auch heute noch bauen die Kastners auf 55 Hektar Weizen, Sommer- und Wintergerste, Triticale, Raps, Futtererbsen und Zuckerrüben an. Nur werden mittlerweile nicht mehr die Samen verkauft, sondern es wird das ganze Getreide an den Landhandel im südlichen Landkreis und in der Region veräußert. Die Zuckerrüben kommen in die Zuckerfabrik nach Rain/Lech. „Wir haben nur vier Felder für die Rüben“, sagt Anton Kastner über diese im Landkreis sehr selten angebaute Frucht.
Das neue Angebot der Hofbauern ist der Lein, der auf den restlichen fünf Hektar kultiviert wird. „Der Lein ist gut für den Fruchtwechsel, er lockert den Boden auf“, so Kastner. „Vom Anbau bis zur Abfüllung passiert alles auf dem Hof – säen, dreschen, ernten.“ Vor allem das Dreschen erfordere beim Lein sehr viel Fingerspitzengefühl, damit die Maschine nicht verstopft. „Der Lein ist ja eine Faserpflanze und könnte auch zu Leinen verarbeitet werden.“ Weil er trocken gelagert werden kann, haben die Kastners das ganze Jahr über eine konstant frische Pressmenge. „Wir pressen 80 bis 100 Liter pro Woche“, sagt Bettina Kastner. Sie betreibt die Landwirtschaft in Vollzeit. Ihr Mann ist Nebenerwerbslandwirt und von Beruf Maschinenbautechniker. Natürlich helfen auch die drei Töchter Johanna (18), Paulina (16) und Valentina (11) fleißig am Hof mit, sofern es ihnen die Zeit erlaubt.
Raps haben die Kastners schon immer angebaut, doch seit 2020 sind sie auch Abfüller. Diese Aufgabe haben sie vom Maschinenring übernommen. Die Hofbauern bringen ihren Raps zur Presse bei Greding, welche das Öl aus dem Getreide verschiedener Zulieferer herstellt. Dann wird das Öl wieder in der Presse abgeholt und auf dem Kastner-Hof abgefüllt. Während Leinöl nur fünf Monate haltbar ist und nach dem Öffnen im Kühlschrank aufbewahrt werden muss, ist Rapsöl etwas unproblematischer. „Es hält mehr als ein Jahr“, erläutert Anton Kastner. Lein- und Rapsöl werden ohne Zusatzstoffe kaltgepresst, dadurch bleiben die Inhaltsstoffe besser erhalten. Das unter 40 Grad produzierte Öl ist besser – „aromatischer und gesünder“, bestätigt Bettina Kastner, die sich mit dem Gedanken trägt, „eventuell auch mal Leinsaat zu verkaufen.“
Das Öl kann in Hof- und Regionalläden zwischen Neumarkt und Eichstätt erworben, am Hof abgeholt oder per Telefon oder Mail geordert werden. Telefon (0 84 62) 95 24 32; E-Mail: antonkastner@t-online.de