Investitionen für (mindestens) zwei Generationen
Jung und Alt unter einem Dach – dies ist das Konzept des Bauprojekts, für das am Donnerstag vergangener Woche in Berg offiziell Baustart gefeiert wurde. In der Schulstraße entsteht ein Senioren- und Pflegeheim mit 79 Plätzen und auf demselben Areal eine Kindertagesstätte mit 74 Plätzen. „Das Projekt ist diesbezüglich einzigartig”, betont Christian Fügl, Vorstandsvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisverband Nürnberger Land e.V., „dementsprechend wurde es unter anderem vom Landesverband für Pflege auch stark gefördert.”
Die Mischung der Generationen vor Ort soll später sowohl pädagogisch als auch im Pflegekonzept aufgegriffen werden. Rund vier Jahre lang wurde unter Mitwirkung vieler Fachbehörden und Förderstellen geplant, die AWO betreibt in Berg bereits seit zwei Jahren an einem anderen Standort eine Kindertagesstätte. Neben zahlreichen Investitionen in Betreuungseinrichtungen für den Nachwuchs sei laut Fügl im Bereich der Pflege politisch in den letzten Jahren wenig geschehen – die 79 Plätze in der geplanten Einrichtung seien letztendlich ein „Tropfen auf dem heißen Stein”.
Das Bauprojekt in der Schulstraße könne letztendlich nur durchgeführt werden, da die mit 14 Millionen Euro veranschlagte Investition rund zur Hälfte vom Landesamt für Pflege, vom Bund, vom Landkreis und von der Kommune gefördert werde. Beim Bau solcher Einrichtungen rechne man damit, dass diese etwa 35 bis 40 Jahre genutzt werden können – nach diesem Zeitraum ließe sich zwar das Gebäude sanieren, die Räumlichkeiten entsprächen dann jedoch meist nicht mehr dem Stand der Pflege. Dieses Problem haben aktuell auch viele andere Pflegeheime in ganz Deutschland.
Passende Räumlichkeiten sind jedoch nur ein Teil einer funktionierenden Versorgungsinfrastruktur für ältere Generationen. Was das Personal angeht, macht Fügl keinen Hehl daraus, dass er sich von der Politik in Zukunft mehr erwartet. Gerade zu Beginn der Corona-Pandemie sei Pflegepersonal „vom Bundespräsidenten bis zu einzelnen Bürgermeistern“ mit Applaus „hofiert“ worden. „Inzwischen sind meine Pflegekräfte von Politik und Gesellschaft mehr als enttäuscht, denn das alles erwies sich bislang eher als Schall und Rauch – der Pflegeberuf braucht definitiv mehr Akzeptanz und auch eine bessere Bezahlung.“
Als absolute Bereicherung für die Gemeinde sieht auch Bergs erster Bürgermeister Peter Bergler das Projekt. Er verspricht sich viel von der Tatsache, dass die Pflegebedürftigen in der Einrichtung mit der angrenzenden Kindertagesstätte, aber auch mit der benachbarten Schule und dem Kulturzentrum Leben um sich herum haben. Mit der Ausweisung eines neuen Baugebietes bei Richtheim mit knapp 100 Parzellen werden sich viele junge Familien in Berg ansiedeln, was wiederum entsprechende Betreuungsplätze für den Nachwuchs nötig macht.
Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass auch die Gruppe der Senioren weiter anwachsen wird: Im Jahr 2030 soll es, so die Prognosen, in Berg rund 2.700 Einwohner geben, welche 65 Jahre oder älter sind. Insofern sieht die Gemeindespitze das Projekt an der Schulstraße in zweierlei Hinsicht als wichtige Investition in die Zukunft.